In meinem Zauberbuch, das andere wahrscheinlich nur ganz profan als „Therapienotizbuch“ bezeichnen würden, befinden sich einige Schätze. Zumindest für mich. Es sind Notizen und Gedanken, die ich teils kreativ in einem A5-Buch verewigt (?) habe und die ich mir immer wieder ansehe. So verinnerliche ich alles besser, arbeite weiter an mir und verdeutliche mir einiges.

Zauberbuch: Bilder mit Erinnerung

Zum Beispiel kleine „merk‘ dir das“-Bildchen.

Links: Es muss nicht immer alles perfekt sein. Mit voller Absicht zeichnete ich hier sehr kritzelig.
Rechts: Die allerletzte Seite. Ob andere das lustig oder sonstwie finden, ist mir egal – es ist ja mein Buch. „Mach‘ lieber einen anderen ‚Abflug‘. Es gibt viel zu entdecken!“ Zumindest versuche ich mich daran zu erinnern, wenn es mir wieder einmal sehr schlecht geht.

Zauberbuch mit Sprüchen

Manchmal sind einzelne Sprüche auch nur möglichst bunt unterlegt:
Glück bedeutet, so zu leben, dass es sich im Inneren gut anfühlt – und nicht so, dass es von Außen gut aussieht.

Am linken Rand ein weiterer Spruch:
Ich bin nicht da. Bin mich suchen gegangen. Wenn ich wieder da bin bevor ich zurück komme, sag mir bitte, dass ich warten soll!

Zauberbuch - Sprüche

Auch hier. Teils stammen die Sprüche aus Büchern oder wenn ich über etwas in Pinterest gestolpert bin.

Besonders gut gefällt mir, wie aus dem Wort LEARN weitere Wörter gebildet werden, die alle fürs Lernen wichtig sind: refLect, solvE, creAte, gRow, thiNk.

Hilfreiche Modelle

Einige Modelle, die wir in der Skillsgruppe sowie der Depressionsbewältigungsgruppe in der PIA kennenlernten, mögen zwar bekannt sein, aber ich finde sie trotzdem sehr erhellend. Gerade wenn ich mich wieder einmal wundere, was jetzt schon wieder mit mir los ist.

Links das Stressmodell. Wenn der Eimer voll ist, dann ist er voll. Punkt. Wie schnell das geschieht, das hängt von verschiedenen Faktoren ab: genetische Vulnerabilität, als wie sehr ich bereits vorbelastet bin (in meinem Fall z. B. durch meine Dysthymie), wie sehr dann Stressfaktoren von außen einprasseln und ob da ein Abflusshahn vorhanden ist. Ist es z. B. ein winziger Hahn (zu wenig Ausgleich durch Hobbys, kaum soziale Kontakte etc.), dann läuft der Eimer schneller voll.

Rechts ein anderes Modell – das Selbstwerthaus. Wie sehr akzeptiere ich mich selbst? Vertraue mir selbst bzw. traue mir etwas zu? Welche sozialen Kompetenzen besitze ich? Habe ich ein soziales Netz? Sobald es irgendwo eine Schieflage gibt, wankt das ganze Haus.
Bei mir? Da schwankt die linke Seite heftig.

Genussregeln

Manches in meinem Zauberbuch bringt mich gerade nach meiner Reha-Erfahrung zum Lachen, wobei es leider kein fröhliches ist. „Genuss braucht Zeit“ und „Achtsamkeit“ wurden uns dort ständig gepredigt, aber wenn für das Mittagessen nicht einmal eine halbe Stunde Zeit ist – inklusive Anstehen und Tablett wegbringen, wo soll denn da irgendein Genuss bleiben?

(Ich bin froh, dass ich mein Zauberbuch zwar mitnahm in die Reha, dort aber keinem vom Personal zeigte. Die hätten das vermutlich als Reha-Verdienst in den Bericht geschrieben, dabei arbeite ich daran und damit wesentlich länger.)

Kleine Sammlungen im Zauberbuch

Zauberbuch - was ich an Geräuschen mag

In meinem Zauberbuch ist auch Platz für kleine Sammlungen. Hier habe ich notiert, welche Geräusche ich besonders gerne mag. Ziemlich viel Papier. 😉

Therapietool: Persönliche Skillsliste

Klingt erst einmal seltsam. Ein Werkzeug, das ich kennenlernte, bei dem ich je nach Anspannung schauen kann, wie ich mich fühle und denke – mir also verdeutlichen kann, wo ich gerade bei der Anspannung stehe. Ich bin zu lange über alle Warnzeichen hinweggegangen und muss(te) erst einmal lernen, wie heftig es für mich gerade wirklich ist. Und nicht „ich stehe noch, also geht’s“.

Es ist also ein „skill“, zunächst das zu lernen. Ein weiterer Skill ist es, daran angepasst zu handeln. Bin ich gerade sehr angespannt? Was hilft mir jetzt? Diese Listen sind sehr individuell. Manche brauchen Gespräche mit anderen, andere dagegen den Rückzug. Auch spielen die Gefühle eine Rolle – mit Aggressionen muss ich nunmal anders umgehen als mit Niedergeschlagenheit.

Zauberbuch - Skillsliste niedrige Anspannung

Im niedrigen Anspannungsbereich geht im Grunde alles, auch bei meinen Hobbys. Ich muss lediglich aufpassen, dass ich es hier nicht übertreibe, sonst lande ich schnell im größeren Anspannungsbereich.

Im mittleren Anspannungsbereich geht ebenfalls noch vieles, aber einige Hobbys fallen langsam bereits weg, da hierfür zum Teil nicht die Ruhe oder die Konzentration vorhanden ist. Beim Verhalten beginne ich mit einigen Eigenheiten, z. B. meine Fingernägel reiben. Sie haben Rillen und über die fahre ich immer wieder, vermutlich weil mich das etwas beruhigt. Ich kratze mich öfter, weil meine Haut zu kribbeln und jucken beginnt. Und ich fange an, mich immer mehr zurückzuziehen.

Willkommen in meinem Hochspannungsbereich. Jetzt geht so gut wie nichts mehr außer teilweise noch Musik hören, schlafen, Computer spielen. In meinem Kopf befindet sich oft eine Art Dauerrauschen, ich überprüfe mich X mal, ob ich etas erledigt habe oder ob ich etwas richtig gemacht habe, vergesse trotzdem vieles, Ängste und Panik breiten sich aus und meine Colitis Ulcerosa wütet dann ebenfalls gerne mit.

Fundstücke

Manche Seiten beinhalten auch Fundstücke, z. B. aus Pinterest, die ich für mich abwandelte und weiterverarbeitete.