…bzw. zu den Depressionen, gibt ja verschiedene Ausprägungen und Arten.
Immer wieder gibt es neue Studien zur Depression oder zumindest Artikel mit reißerischem Titel, die Neues versprechen. Es ist schwierig, alles im Blick zu haben – was ich auch nicht habe. Vor allem wenn sensationslüsterne Medien sich gerne gegenseitig wiederholen, aber wirklich Interessantes (für uns Erkrankte), das sich nunmal nicht so toll „vermarkten“ lässt, schnell untergeht. Hier ein kleiner Überblick.
Neuer Therapieansatz: Magic Mushrooms
Natürlich, das ist eine der reißerichsten Neuigkeiten, daher schaffte sie es auch in die normalen Medien. In der FAZ erschien zum Beispiel ein Artikel.
Dieser ist zwar vom November 2022 (und kostet, obwohl mittlerweile ein alter Hut), aber davor und danach bin ich oft an den verschiedensten Stellen über die Verwendung von Psychodelica & co während der Therapie gestolpert. Auf wissenschaft.de kam diese News bereits im April 2022 und hier kann man auch dank Quellenangabe die Studie nachverfolgen. Auf nature.com ist die Studie des Teams rund um Richard Daws (Imperial College London) nachlesbar.
Interessant ist es für Menschen wie mich, die scheinbar auf die „normalen“ Antidepressiva nicht ansprechen: „Manche Patienten sprechen aber kaum auf diese selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) an. Ihre Depression gilt als behandlungsresistent.“ (2022, wissenschaft.de)
Nun ja, interessant. Aber noch (?) keine hohen Fallzahlen, noch nicht hier in Deutschland zu haben – und irgendwie gehöre ich zu den Leuten, die schon bei Beruhigungsmitteln mit Abneigung reagieren. Ich mag es überhaupt nicht, „heruntergefahren“ zu werden oder sonstwie die Kontrolle zu verlieren. Mit (Double-)Depression bin ich da noch schlimmer als ohnehin schon mittlerweile. Ob ich da Pilze, LSD (Artikel im Spiegel) oder was auch immer besser finden würde? Selbst bei einmaliger Einnahme unter Beobachtung? Null Ahnung!
Neue Studien zu Ernährung und Depression
Was kann nicht alles Depressionen auslösen… Auf den Seiten von manchen Wunderdoktoren bin ich ja schon über vieles gestolpert. Auch das „Zentrum für Gesundheit“ schreibt darüber, wobei der Text im Grunde alles aufzählt, was ohnehin zu einer gesunden Ernährung gehört – nur halt eben ein klein wenig garniert mit Werbung für alle möglichen Pillchen und sonstigen „Nahrungsergänzungsmitteln“. Auch im Focus ist die Ernährung bei Depressionen ein Thema, basierend auf der Studie von 2017 und dem Gespräch mit Dr. Uma Naidoo.
Bei der Studie zu Kaffee und Depression bin ich eher ratlos. Irgendwie spielen mir da viel zu viele Faktoren rein, weswegen dann das Koffein positiv wirken sollte. Also wehe wenn jemand heiratet, dann bringt der Kaffee nichts mehr???
Schade finde ich es, wenn immer wieder Ratten und Mäuse herhalten müssen, so wie bei dieser Studie, ob ein erhöhter Prolinwert in der Nahrung zu einer Depression führen kann. Prolin ist in Fleisch (ja, Fisch ist auch Fleisch) und Innereien, Gelatine, Ei, einigen Käsesorten enthalten. Nein, Prolin kann es nur begünstigen, der Darm spielt ebenso eine Rolle.
Wobei ich mich immer noch frage, wie die Forschenden bei den Fruchtfliegen herausgefunden haben, ob diese depressiv sind.
Haben Musiker ein erhöhtes Risiko?
Auch dieser Frage gingen Forscher*innen nach, wie hier auf der Seite der Tagesschau nachzulesen ist. Kurz: nicht unbedingt. Scheinbar bringt eine höhere Musikalität eine höhere Chance mit, an einer Depression zu erkranken – vollkommen egal, ob diese Musikalität „genutzt“ wird. Also auch Nicht-Musiker sind betroffen. Aber: nur ganz leicht, vergleicht man die Daten mit der Gesamtbevölkerung.
Ähnliche Fragen tauchen allgemein öfter im Zusammenhang mit künstlerischen Betätigungen auf. Bei manchen Kunstschaffenden der Vergangenheit ist es bekannt, da sie auch in Behandlung waren oder zumindest umfassende Tagebucheintragungen etc. vorhanden sind. Ansonsten sind die Urteile jedoch mit Vorsicht zu genießen: Es sind Ferndiagnosen. Wissen wir wirklich, was möglicherweise Selbstdarstellung, ein Kokettieren mit dem „Anderssein“ ist, oder tatsächlich eine psychische Erkrankung ist? Ich denke, gerade bei Künstlern und Künstlerinnen sollten wir vorsichtig sein, wenn es nicht genügend Belege gibt.
Schließlich ist auch alles aus der Werbung nicht so, wie es uns erzählt wird, oder?
Studien zur Depression: Luftverschmutzung schuld?
Zwei Studien in den USA und in Dänemark deuten auf einen Zusammenhang zwischen schlechter Luft und Depressionen und / oder einer bipolaren Störng hin.
Was wissen wir überhaupt über die Faktoren Lärm und Luftverschmutzung auf die psychische Gesundheit? Das fragten sich einige Forscher (bei Zweien steht die Uni Mainz dabei, huhu!). Und ich mich auch. Aber dafür benötigen wir mehr Studien – und wenn diese die bisherigen Hinweise bestätigen, dürften langsam den Leugnern des Klimawandels die Argumente ausgehen. Außer natürlich, psychische Erkrankungen sind Einbildungen – wäre nicht das erste Mal, dass ich das höre oder lese.
Neue Studien zur Depression und Entzündungen
Auch ein Ansatz, der die letzten Jahre aufkam. Und ein Ansatz, der mich besonders interessiert, da ich weiß, dass sich meine Depression und meine Colitis ulcerosa gerne gegenseitig anfeuern. Doch auch hier sind zunächst einmal weitere Studien notwendig, wie auf dem European Congress of Psychiatry in Paris festgestellt wurde. Es gibt eine Gruppe depressiv Erkrankter, die mehr auf Entzündungshemmer anspricht und bei denen die Depression eher atypisch ist, so die Kurzzusammenfassung. Diesen Menschen kann ein Lauftraining mehr bringen als Antidepressiva.
Hm, klingt zumindest schon mal gesünder, weil weniger negative Nebenwirkungen.
Depression und Menstruation
Urks, die… Habe ich gerade hinter mich gebracht, ein Glück! Kurz vor und während der Tage fühle ich mich mindestens 500 Jahre alt, der komplette Unterleib spinnt, Kopfweh, Kreuzweh, Süßgier und obendrein verbündet sich meine Depression auch gerne mit denen. Wobei ich manchmal nicht weiß, ob das miese Gefühl nicht einfach nur durch das körperliche Miesfühlen verstärkt wird.
Es gibt jedoch auch Frauen, denen es ansonst gut geht – bis sich die Menstruation ankündigt. Ein Forschungsteam mit und um Julia Sacher und Osama Sabri haben herausgefunden, dass bei Frauen mit PMDS kurz vor der Menstruation der Serotoninspiegel im Hirn anders ist als sonst. PMS = prämenstruelles Syndrom, PMDS = prämenstruelle Dysphorie. Das heißt, dass diese Frauen auch unter Depressionen und starker Reizbarkeit leiden, sie also richtig heftig mit dem Monatsmist zu kämpfen haben.
Na, will wieder irgendein Depp uns Menstruierenden die Tage erklären mit den Worten: „Ist doch gar nicht so schlimm. Das ist vollkommen natürlich…“?
Mehr neue Studien zur Depression
Vielleicht finden Forscher irgendwann heraus, dass viele Menschen die gleiche Diagnose erhielten, obwohl es sogar verschiedene Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen sind. Betrachte ich die Ursachen, die scheinbar sehr vielfältig sind, sowie etliche Auswirkungen, dann habe ich diesen Eindruck.
Das ist in etwa so, wie etliche Menschen eine Coronaerkrankung mit einer Erkältung zusammenschmissen, auch wenn es verschiedene Virenarten sind. Das Auskurieren war ja auch oft das Gleiche oder ähnlich eines grippalen Infektes – oft. Nicht immer.
Auf jeden Fall bin ich gespannt, was weitere Studien noch zeigen werden. Gerade diese kann vielleicht Menschen mit chronischer Depression viel Hilfreiches bringen, die an der medizinischen Hochschule Hannover durchgeführt wird.
Auf der Homepage der Deutschen Depressionsliga werden immer wieder auch Teilnehmer für Studien und Umfragen gesucht. Manches Mal von Universitäten, teils aber auch von Studierenden für ihre Bachelor- und Masterarbeiten.
Wer will und kann – bitte teilnehmen. Vielleicht schaffen wir es irgendwann, dass diese Krankheit besser heilbar wird.