Willkommen im Land der Dysthymie und Depression!

Schlagwort: Gedanken

E-Learning

Zwar habe ich eine Weile keine Blogbeiträge geschrieben, aber ich habe trotzdem an diese Homepage gedacht. Daher gibt es nun eine neue Rubrik: E-Learning. Seit Anfang Oktober nehme ich an einer Weiterbildung teil, nach der ich mich „Digital Learning Developer“ schimpfen darf. Der Schwerpunkt liegt dabei beim Erstellen von Onlinekursen – also E-Learnings sowie den verschiedenen Tools und Programmen, mit denen Ideen umgesetzt werden können. Die Homepage dazu findet Ihr hier: www.heldenreise-lernwelten.de

Eine Idee setzte ich dabei nicht als Teil des Kurses um, sondern als ganz private „Mission“: ein E-Learning zum Thema „Toxic Positivity“, Bereich Mental Health (psychische Gesundheit).Toxic Positivity - E-Learning

Toxic Positivity – immer öfter stolpern wir im Alltag darüber. „Good vibes only“, „Du musst an deinem negativen Mindset arbeiten“ und blablabla. Wirklich: blablabla! Damit werden Opfer schnell zu Tätern, weil sie ja schließlich selbst schuld sind. Empathie? Null!
Beispiele: Depression? Tja, liegt an deinen falschen Glaubenssätzen, du musst doch nur positiv denken. Du hast Dein Kind verloren? Sieh doch mal das Positive darin: Du kannst Kinder bekommen! Arm ab? Oh, stelle dich doch nicht so an, du hast doch noch einen zweiten und damit lässt sich doch noch so viel schaffen.

Das ist Gift hoch tausend, was hier verbreitet wird! Selbst wenn teils ein wahrer Kern darin steckt, verwehren wir durch dieses Gift uns selbst und anderen Menschen „negative Gefühle“, die notwendig sind. Es gibt jedoch keine negativen Gefühle, alle haben ihre Berechtigung. Zudem hat jeder Mensch das Recht auf Trauer, auf Wut, auf sich schlecht fühlen. Und bei der Depression? Das ist eine Krankheit und einfach mal umdenken geht nicht! Diese Sprüche lassen nicht besser fühlen, sondern verschlimmern es noch. Und das hat nichts mit Optimismus zu tun…

Bevor ich hier alles verrate – schau doch einfach mal selbst unter E-Learning. Ich wünsche viel Spaß und viele Erkenntnisse (oder zumindest, dass Du Dir über einiges bewusst wirst, was für Dich hilfreich ist).

Keiner will mehr arbeiten

Oder, wenn nicht gejammert wird, dass keiner mehr arbeiten wolle, wird gejammert, die jungen Menschen würden nicht mehr arbeiten wollen. Doch stimmt das so pauschal? Und was hat Arbeit mit Burn-Out oder Depression zu tun? Meine nicht-arbeitgeberfreundliche Meinung zu „Keiner will mehr arbeiten“.

„…mehr Bock auf Arbeit“

Im Februar 2023 forderte der Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände (BDA) Steffen Kampeter längere Arbeitszeiten und mehr Bock auf Arbeit. Im Mai 2023 erklärte Rainer Dulger, Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), in einem Interview, was im Grunde damit gemeint wäre: keine Arbeitszeitverkürzung, da dies auch rententechnisch nicht zu bewältigen wäre, sondern „Es geht um Lust auf mehr Arbeit.“ Außerdem meinte er: „Für manchen ist es auch schlicht nicht attraktiv, mehr zu arbeiten, weil die Einkommenssteuer das meiste auffrisst, was man mehr verdient.“

Viele wollen nicht mehr und mehr arbeiten!

Nun, mag sein. Aber die Gründe, die ich von den meisten Arbeitnehmern bisher hörte, weshalb sie nicht mehr arbeiten wollen, klingen ganz anders:

  • Die Anerkennung fehlt. Selbst wenn unbezahlte Überstunden abgeleistet werden, erfolgt keine Anerkennung. Im Gegenteil – danach wird immer noch mehr verlangt.
  • Mehr Arbeit wird auf die derzeitigen Mitarbeiter verteilt = bei Kündigungen oder anderen Gründen, weshalb ein Arbeitnehmer ausscheidet, wird auch diese Arbeit auf die derzeitigen Mitarbeiter verteilt. Jeder Einzelne hat immer mehr zu leisten.
  • Wenn endlich der Feierabend erreicht ist, sind viele viel zu kaputt, um freiwillig noch mehr Zeit investieren zu können.
  • Viele haben nunmal auch ein großes Interesse, private Beziehungen zu pflegen. Das geht nicht mit ausufernden Arbeitszeiten, permanenter Selbstoptimierung und wenn man sich irgendwann nur noch zu müde für alles fühlt.
  • Mehr Arbeit führt nicht zu unbefristeten Arbeitsverträgen.
  • Mehr Arbeit führt nicht zu Beförderungen. (Vitamin Beziehung und Lautsein bringt da schon weitaus mehr.)
  • Mehr Arbeit führt nicht zu einer besseren Bezahlung.

Die Liste kann ich so gerne weiterführen.

„Keiner will mehr arbeiten“ – die Quittung für all die leeren Versprechungen!

Als ich zur Schule ging, wurde mir versprochen, dass es mir gut ginge, wenn ich fleißig wäre. Dass ich eine feste, sichere Arbeitsstelle bekäme und und und. Die Wahrheit? Die Tätigkeitsbeschreibungen in den Arbeitsverträgen und meine Arbeitsalltag klafften weit auseinander. Ich hatte Arbeitgeber, denen ich wegen meines Gehalts regelmäßig hinterherrennen durfte, eine Arbeitgeberin schuldet mir bis heute noch knapp drei Gehälter, hinzu kamen Dinge wie ein befristeter Arbeitsvertrag nach dem anderen. Wäre es nach zahlreichen Betrieben gegangen, hätte ich X unbezahlte Praktika absolvieren können, mich gerne „ehrenamtlich“ engagieren können usw.
Weihnachts-, Urlaubs – oder sonstiges Extra-Geld? Bitte, wir haben doch nicht die 1980er! Wovon träumst du denn nachts?

Ich gehöre nicht zu den Millenials, Gen Y oder der Gen Z, die so oft als „faul“ beschimpft werden, sondern zu denen nach den Babyboomern, der „Generation X“. Kurz: zu denen, die bei der ganzen Diskussion ignoriert werden. Generation Pillenknick gehört da rein (also mein Jahrgang) – das sind so wenige, wen interessieren die denn schon?

Wir sind diejenigen, bei denen manche noch die alten Versprechen erfüllt bekamen, während andere bereits in der neuen Arbeitswelt unsanft erwachten. Ich habe Abitur und kenne die Schattenseiten. Menschen, die „nur“ den Hauptschulabschluss vorweisen konnten, landeten spätestens in den 2000ern schnell im Strudel, der sie von einer Zeitarbeitsfirma zur nächsten wirbelte. Nichts war mehr sicher, ist es auch heute nicht.

Für mich sind alle, die offen sagen, dass sie nicht (mehr) arbeiten wollen oder zumindest nicht unter diesen Bedingungen, einfach nur ehrlich und keineswegs faul.

„Keiner will mehr arbeiten“ – und Care-Arbeit zählt immer noch nichts

Es ist ja nett, wenn Arbeitgeberpräsidenten von sich geben, keiner wolle mehr arbeiten, und wiederholt mehr Arbeitszeit (und Lust) einfordern. Das zeigt auch etwas, das in unserer Leistungsgesellschaft vollkommen schief läuft: Care-Arbeit wird nicht als Arbeit angesehen. Sie zählt nichts, da ja weder etwas produziert wird noch eine Bezahlung, mindestens nach Mindestlohn, erfolgt. Scheinbar ist Care-Arbeit einfach nur irgendeine Freizeitbeschäftigung. Sie trägt weder dazu bei, dass das Brutto-Sozialprodukt, noch dass das Exportvolumen steigt.

Bei Pflegegrad 2 wird ein Hilfebedarf von 3 Stunden täglich eingeschätzt. Wäre es Arbeit, die ein Angehöriger hier verrichtet, dann würden bei 3 Stunden täglich, 7 Tage die Woche = 21 Stunden pro Woche x Mindestlohn 12 Euro = 252 Euro pro Woche herausspringen. Hochgerechnet auf den Monat ist das ein Midijob (seit 2023 bis 2000 Euro brutto), also gehen die Sozialversicherungsbeiträge ab.
Die sind aber lange nicht so hoch. Sie erklären nicht, weshalb ein pflegender Angehöriger (meistens ist es ja eine pflegende Angehörige…) 316 Euro abzugsfrei pro Monat erhält.

Aber das fehlende Geld wird doch mit gaaaanz viel Liebe und Anerkennung ausgeglichen, oder? Macht man doch gerne in seiner FREIZEIT.

Genauso wenig wie die Pflege Angehöriger als Arbeit gezählt wird, sieht es bei der Kindererziehung aus. Es gibt zu wenige Kindertagesstätten, hier stimme ich voll und ganz mit den Arbeitgeberpräsidenten überein. Doch was ist mit den Kindern, die in einer Kindertagesstätte waren und dann in die Schule kommen? Vor allem während der Ferienzeiten? Eltern stehen mit diesem Problem alleine da. Tja, außerdem ist Kinder kriegen und erziehen wohl noch so ein Hobby, das zulasten der Rente, der Arbeitgeber, der Produktion geht.

Wer ist denn „faul“?

Worüber ich ebenfalls bei meinen Recherchen stolperte: Die „Babyboomer“ beschweren sich, zumindest in allen möglichen Zeitungsartikeln, über die faulen Jungen, aber seltsamerweise wollen die meisten am liebsten früher in Rente trotz Abschläge. Laut agrarheute.de herrscht ein regelrechter Trend zum früheren Rentenbeginn.

Na, wie passt das denn zusammen? Die einen haben bereits ein früheres Renteneintrittsalter als wir alle danach jemals haben werden, und wollen am liebsten noch früher in Rente – aber die danach sind faul? Obwohl die danach vermutlich sowieso nicht mehr so eine Rente bekommen werden, egal, wie sehr sie sich anstrengen? Viele von uns, der Gen X, machen ja bereits Witze, dass wir niemals in Rente gehen können, da wir uns das sowieso nicht leisten können.

So oder so: Ich kann keinem jungen Menschen nachvollziehbar erklären, weshalb er sich ins Zeug legen soll für irgendeine Arbeitsstelle. Vor allem nicht, wenn es dann noch um irgendeine ach-so-verzweifelt-gesuchte Fachkräftemangelstelle in der Pflege, in der Erziehung, Bildung oder im sozialen Bereich geht. Es zahlt sich in mehrfacher Hinsicht nicht aus.

„Fachkräfte“: Bezahlung und Arbeitsbedingungen

Es zahlt sich für die angeblichen Fachkräfte nicht aus.
Weshalb „angebliche Fachkräfte“? Wenn es gesuchte Fachkräfte wären, dann müsste sich das in der Bezahlung und in den Arbeitsbedingungen widerspiegeln, oder? Macht es jedoch nicht.

Im März 2023 brachte das ZDF einen Beitrag: „Soziale Berufe an der Belastungsgrenze„. Interessant fand ich diesen Satz: „Über alle Arbeitsfelder der sozialen Arbeit hinweg arbeiten laut Studie mehr als ein Drittel (38,9 Prozent) der Befragten regelmäßig drei oder mehr Stunden wöchentlich zusätzlich.“ So viel zur unterstellten Faulheit und der Forderung nach Mehrarbeit.

Oh, studieren sollen die Kinder? Studiert bringt mehr? Erzieher*innen verdienen im Bereich Erziehung/Sozial noch vergleichweise gut.
„Andere soziale Berufe wie Sozialpädagogen oder -arbeiter erhalten im Schnitt ebenfalls niedrigere Löhne als Erzieher: für sie gibt es monatlich zwischen 2.300 Euro und 3.600 Euro.“ (Quelle: p-werk.de)
Natürlich darf man nicht vergessen, dass eine Teilzeitstelle weniger Bruttogehalt mit sich bringt, Erzieher also oft weniger Geld aufgrund der geringeren Stundenanzahl bekommen.

Verdi hat ebenfalls eine aufschlussreiche Analyse zum Nachlesen über die Belastungen im Sozial- und Erziehungsdienst: „Manche arbeiten unbezahlt länger, um den Menschen dennoch gerecht werden zu können. Auch, weil sie sich sonst für die Überstunden rechtfertigen müssen. Für mich ist die größte Belastung, dass man alleingelassen wird.“

„Keiner will mehr arbeiten“?

Darum nochmal: „Keiner will mehr arbeiten?“ Ohne diese ständige Mehrarbeit und dieses Engagement wäre doch längst alles wie ein Kartenhaus zusammengestürzt. Auch wenn diese Bereiche so wenig Anerkennung finden, arbeiten sich dort viele bis zur Erschöpfung kaputt.

Es kann ganz schlicht und einfach nicht mehr so weitergehen! Auf Dauer ist dieses System nicht mit noch mehr und noch mehr aufrechtzuerhalten.

Chaos in meinem Kopf

Wenn der Kopf vor lauter Gedanken zerspringt, da das Chaos in meinem Kopf zu groß ist, um es zu ordnen, fällt es mir schwer, etwas zu schreiben. Dieses Mal geht es nicht direkt um meine Depression, aber um etwas, das mich regelmäßig in Selbstzweifel sowie Zweifel an allem stürzt. Vermutlich ist auch das ein Puzzlestück, das zu meinen Abstürzen führt.

Vielleicht geht es auch anderen so…?

Was das Chaos in meinem Kopf anrichtet

In einem Zustand, wo das Chaos noch nicht zu sehr überhand nimmt, kann ich noch schreiben, malen und versuchen, es zumindest ansatzweise zu ordnen. Doch sobald es zunimmt, scheinen mich Kopf und Körper abzuschalten: Ich werd unglaublich müde.

Im Grunde ist das wie bei zu vielen Reizen, die von außen kommen – auch da werde ich wie abgeschaltet. Während neue Informationen jedoch bei der Reizüberflutung zum Teil gar nicht mehr aufgenommen werden, weil ich z. B. wie benebelt mitten in Gesprächen sitze, läuft die innere Überflutung anders ab:
Die Gedanken addieren sich mit all den anderen zu vielen riesigen Flutwellen, die in immer rascherer Folge ALLES zu diesem oder jenen Fetzen tragen, neu ordnen, sich neu auftürmen und und und. Schwer für mich, das zu beschreiben. Es ist nicht vergleichbar mit dem Gedankenkarussell, da es sich um viel mehr als nur einige Gedanken handelt. Oft kommen auch Informationsfetzen, Gelesenes usw. hinzu. Das müssen also nicht mal Probleme sein.

In diesen Momenten, wenn es überhand nimmt, hinterfrage ich alles: mich selbst, die „Welt“, die „Gesellschaft“, das „Leben“. Nichts ist sicher, nirgends kann ich mich festhalten. Schon gar nicht an mir selbst.

Was mir gar nicht hilft

Ja, diese Sprüche kenne ich bereits zu genüge: „Geh mal unter Leute!“ Der Ratschlag kommt ja bei allem als die Lösung für alles angewatschelt.
Manchmal meine ich, das können nur Leute bringen, die a) das nicht kennen, b) gar nicht sich einfühlen wollen und c) denen halt einfach sonst nix einfällt.

Eine Flucht ist hier einfach nicht möglich, allenfalls ein kurzes Betäuben. Doch dann kommt die bittere Rechnung: Zu all den bereits vorhandenen Gedanken werden noch mehr hinzuaddiert. Inklusive ein Wundern und Zweifeln an der Umgebung und allem. Die Diskrepanz zwischen dem Wunschdenken und der Selbstsicht vieler und dem, was ich sehe, wird mir dann noch bewusster – und oh ja, weil ich die sehe, forsche ich dann bei mir nach, wo das ebenso vorkommt. Ergebnis: noch mehr Selbstzweifel! Und noch mehr Flutwellen.

Hier eine kleine Auswahl, die an Fragen und Gedanken noch hinzu kommen:

  • Weshalb bezeichnen sich viele als „empathisch“ oder gar als Seelenmenschen, wenn sie das nur gegenüber sich selbst sind und von sich auf andere schließen? Mache ich das auch? Bestimmt! Wo? Wann? Warum?
  • Warum muten die Leute anderen Gewalt zu? Gegen andere Menschen, Tiere und somit auch gegen sich selbst? Wie oft führt ein „reiß dich zusammen“ zu Gewalt? Oder „sei mutig“?
  • Warum übergehen viele die Wünsche und Bedürfnisse anderer, bezeichnen sich selbst jedoch als „sozial“? Und dann wird über andere gehetzt, sonstwas Schlechtes gewünscht… Oder ist genau das in Wirklichkeit „sozial“ und „human“?
  • Ist jemand, der andere Leute niedermacht, anlügt, betrügt, übervorteilt, Steuern hinterzieht und und und wirklich „ehrlich“, „gerecht“ und ein „guter“ Mensch? Warum sind wir so blind gegenüber uns selbst?
  • Wieso meinen so viele, sie wüssten alles besser auch als die Experten, und sie hätten die Lösung für alles? Und sprechen allen, die sich nicht in ihr Weltbild einfügen, die Intelligenz, die Existenz oder das Existenzrecht ab? Sind Toleranz oder Akzeptanz nur Worthülsen?

Und die größten aller Fragen, für mich:

  • Weshalb muss alles 1 oder 0 sein? Entweder-oder? Richtig oder falsch? Selbst ein Computer kann aus Einsen und Nullen Graustufen erzeugen. Wieso darf scheinbar nichts einfach Dazwischen sein? Warum muss ich mich überhaupt für eine Seite entscheiden?
  • Gibt es so etwas wie eine positive Menschlichkeit? Und wieso werden Tiernamen als Schimpfworte benutzt, wenn wir Menschen doch all das anstellen?
  • Hat dieses Leben überhaupt einen Sinn? Ergibt es einen Sinn, irgendwann? Was ist, wenn sich viele den Sinn nur einbilden und es keinen gibt? Ändert das was?

Das Caos in meinem Kopf: Ticke ich wirklich anders?

Wenn ich doch mal mit anderen über dieses Chaos in meinem Kopf reden will, heißt es oft: „Du denkst zu viel!“ Bedeutet das im Umkehrschluss, dass andere zu wenig denken? 😉

Läuft mein Kopf mit Gedanken über, sind Unterhaltungen noch anstrengender als sie es ohnehin oft schon für mich sind. Ich fühle mich wie ein Alien, nicht normal, falsch.
Bücher sind bessere Freunde: Sie können wirklich ablenken, können neue Sichtweisen schenken oder oft auch ein Thema in irgendeiner Form etwas ordnen. Auch wenn mir meist dann noch x Ansätze einfallen und die fröhlich durcheinander purzeln.

Nach außen, menschlichen Kontakten kann man ja kaum aus dem Weg gehen, versuche ich dann erst Recht mich irgendwie anzupassen. Möglichst irgendwie ohne größere Pannen durch den Tag kommen, denn das in meinem Kopf kann ich schlecht erklären.

Ich treibe ein mehrfaches Versteckspiel: Ich verstecke mein Chaos im Kopf, meine Depression, wenn sie wieder kommt (auch sehr oft), meine Zweifel an allem und vor allem mich selbst, mein „wahres Ich“, wenn es das überhaupt gibt. Denn ich ticke falsch und passe nicht in diese Welt.
Es ist unglaublich anstrengend, zumal bei mir dann ja noch oft eine Art äußere Reizüberflutung hinzu kommt: zu laut, zu grell, da kratzt das verdammte Schildchen im T-Shirt, Gestik, Mimik, Tonfall, das Gesagte und und und. Auch das versuche ich zu verstecken.

Ticke ich wirklich anders? Bin ich ein Alien? Geht es auch andern so?

Neue Studien zur Depression

…bzw. zu den Depressionen, gibt ja verschiedene Ausprägungen und Arten.
Immer wieder gibt es neue Studien zur Depression oder zumindest Artikel mit reißerischem Titel, die Neues versprechen. Es ist schwierig, alles im Blick zu haben – was ich auch nicht habe. Vor allem wenn sensationslüsterne Medien sich gerne gegenseitig wiederholen, aber wirklich Interessantes (für uns Erkrankte), das sich nunmal nicht so toll „vermarkten“ lässt, schnell untergeht. Hier ein kleiner Überblick.

Neuer Therapieansatz: Magic Mushrooms

Natürlich, das ist eine der reißerichsten Neuigkeiten, daher schaffte sie es auch in die normalen Medien. In der FAZ erschien zum Beispiel ein Artikel.
Dieser ist zwar vom November 2022 (und kostet, obwohl mittlerweile ein alter Hut), aber davor und danach bin ich oft an den verschiedensten Stellen über die Verwendung von Psychodelica & co während der Therapie gestolpert. Auf wissenschaft.de kam diese News bereits im April 2022 und hier kann man auch dank Quellenangabe die Studie nachverfolgen. Auf nature.com ist die Studie des Teams rund um Richard Daws (Imperial College London) nachlesbar.

Interessant ist es für Menschen wie mich, die scheinbar auf die „normalen“ Antidepressiva nicht ansprechen: „Manche Patienten sprechen aber kaum auf diese selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) an. Ihre Depression gilt als behandlungsresistent.“ (2022, wissenschaft.de)

Nun ja, interessant. Aber noch (?) keine hohen Fallzahlen, noch nicht hier in Deutschland zu haben – und irgendwie gehöre ich zu den Leuten, die schon bei Beruhigungsmitteln mit Abneigung reagieren. Ich mag es überhaupt nicht, „heruntergefahren“ zu werden oder sonstwie die Kontrolle zu verlieren. Mit (Double-)Depression bin ich da noch schlimmer als ohnehin schon mittlerweile. Ob ich da Pilze, LSD (Artikel im Spiegel) oder was auch immer besser finden würde? Selbst bei einmaliger Einnahme unter Beobachtung? Null Ahnung!

Neue Studien zu Ernährung und Depression

Was kann nicht alles Depressionen auslösen… Auf den Seiten von manchen Wunderdoktoren bin ich ja schon über vieles gestolpert. Auch das „Zentrum für Gesundheit“ schreibt darüber, wobei der Text im Grunde alles aufzählt, was ohnehin zu einer gesunden Ernährung gehört – nur halt eben ein klein wenig garniert mit Werbung für alle möglichen Pillchen und sonstigen „Nahrungsergänzungsmitteln“. Auch im Focus ist die Ernährung bei Depressionen ein Thema, basierend auf der Studie von 2017 und dem Gespräch mit Dr. Uma Naidoo.

Bei der Studie zu Kaffee und Depression bin ich eher ratlos. Irgendwie spielen mir da viel zu viele Faktoren rein, weswegen dann das Koffein positiv wirken sollte. Also wehe wenn jemand heiratet, dann bringt der Kaffee nichts mehr???

Schade finde ich es, wenn immer wieder Ratten und Mäuse herhalten müssen, so wie bei dieser Studie, ob ein erhöhter Prolinwert in der Nahrung zu einer Depression führen kann. Prolin ist in Fleisch (ja, Fisch ist auch Fleisch) und Innereien, Gelatine, Ei, einigen Käsesorten enthalten. Nein, Prolin kann es nur begünstigen, der Darm spielt ebenso eine Rolle.

Wobei ich mich immer noch frage, wie die Forschenden bei den Fruchtfliegen herausgefunden haben, ob diese depressiv sind.

Haben Musiker ein erhöhtes Risiko?

Auch dieser Frage gingen Forscher*innen nach, wie hier auf der Seite der Tagesschau nachzulesen ist. Kurz: nicht unbedingt. Scheinbar bringt eine höhere Musikalität eine höhere Chance mit, an einer Depression zu erkranken – vollkommen egal, ob diese Musikalität „genutzt“ wird. Also auch Nicht-Musiker sind betroffen. Aber: nur ganz leicht, vergleicht man die Daten mit der Gesamtbevölkerung.

Ähnliche Fragen tauchen allgemein öfter im Zusammenhang mit künstlerischen Betätigungen auf. Bei manchen Kunstschaffenden der Vergangenheit ist es bekannt, da sie auch in Behandlung waren oder zumindest umfassende Tagebucheintragungen etc. vorhanden sind. Ansonsten sind die Urteile jedoch mit Vorsicht zu genießen: Es sind Ferndiagnosen. Wissen wir wirklich, was möglicherweise Selbstdarstellung, ein Kokettieren mit dem „Anderssein“ ist, oder tatsächlich eine psychische Erkrankung ist? Ich denke, gerade bei Künstlern und Künstlerinnen sollten wir vorsichtig sein, wenn es nicht genügend Belege gibt.
Schließlich ist auch alles aus der Werbung nicht so, wie es uns erzählt wird, oder?

Studien zur Depression: Luftverschmutzung schuld?

Zwei Studien in den USA und in Dänemark deuten auf einen Zusammenhang zwischen schlechter Luft und Depressionen und / oder einer bipolaren Störng hin.

Was wissen wir überhaupt über die Faktoren Lärm und Luftverschmutzung auf die psychische Gesundheit? Das fragten sich einige Forscher (bei Zweien steht die Uni Mainz dabei, huhu!). Und ich mich auch. Aber dafür benötigen wir mehr Studien – und wenn diese die bisherigen Hinweise bestätigen, dürften langsam den Leugnern des Klimawandels die Argumente ausgehen. Außer natürlich, psychische Erkrankungen sind Einbildungen – wäre nicht das erste Mal, dass ich das höre oder lese.

Neue Studien zur Depression und Entzündungen

Auch ein Ansatz, der die letzten Jahre aufkam. Und ein Ansatz, der mich besonders interessiert, da ich weiß, dass sich meine Depression und meine Colitis ulcerosa gerne gegenseitig anfeuern. Doch auch hier sind zunächst einmal weitere Studien notwendig, wie auf dem European Congress of Psychiatry in Paris festgestellt wurde. Es gibt eine Gruppe depressiv Erkrankter, die mehr auf Entzündungshemmer anspricht und bei denen die Depression eher atypisch ist, so die Kurzzusammenfassung. Diesen Menschen kann ein Lauftraining mehr bringen als Antidepressiva.

Hm, klingt zumindest schon mal gesünder, weil weniger negative Nebenwirkungen.

Depression und Menstruation

Urks, die… Habe ich gerade hinter mich gebracht, ein Glück! Kurz vor und während der Tage fühle ich mich mindestens 500 Jahre alt, der komplette Unterleib spinnt, Kopfweh, Kreuzweh, Süßgier und obendrein verbündet sich meine Depression auch gerne mit denen. Wobei ich manchmal nicht weiß, ob das miese Gefühl nicht einfach nur durch das körperliche Miesfühlen verstärkt wird.

Es gibt jedoch auch Frauen, denen es ansonst gut geht – bis sich die Menstruation ankündigt. Ein Forschungsteam mit und um Julia Sacher und Osama Sabri haben herausgefunden, dass bei Frauen mit PMDS kurz vor der Menstruation der Serotoninspiegel im Hirn anders ist als sonst. PMS = prämenstruelles Syndrom, PMDS = prämenstruelle Dysphorie. Das heißt, dass diese Frauen auch unter Depressionen und starker Reizbarkeit leiden, sie also richtig heftig mit dem Monatsmist zu kämpfen haben.

Na, will wieder irgendein Depp uns Menstruierenden die Tage erklären mit den Worten: „Ist doch gar nicht so schlimm. Das ist vollkommen natürlich…“?

Mehr neue Studien zur Depression

Vielleicht finden Forscher irgendwann heraus, dass viele Menschen die gleiche Diagnose erhielten, obwohl es sogar verschiedene Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen sind. Betrachte ich die Ursachen, die scheinbar sehr vielfältig sind, sowie etliche Auswirkungen, dann habe ich diesen Eindruck.

Das ist in etwa so, wie etliche Menschen eine Coronaerkrankung mit einer Erkältung zusammenschmissen, auch wenn es verschiedene Virenarten sind. Das Auskurieren war ja auch oft das Gleiche oder ähnlich eines grippalen Infektes – oft. Nicht immer.

Auf jeden Fall bin ich gespannt, was weitere Studien noch zeigen werden. Gerade diese kann vielleicht Menschen mit chronischer Depression viel Hilfreiches bringen, die an der medizinischen Hochschule Hannover durchgeführt wird.

Auf der Homepage der Deutschen Depressionsliga werden immer wieder auch Teilnehmer für Studien und Umfragen gesucht. Manches Mal von Universitäten, teils aber auch von Studierenden für ihre Bachelor- und Masterarbeiten.

Wer will und kann – bitte teilnehmen. Vielleicht schaffen wir es irgendwann, dass diese Krankheit besser heilbar wird.

Umgang mit Stigmatisierung

Depressive Menschen werden schnell stigmatisiert, weil sich viele gar nicht vorstellen können, was da überhaupt ein Problem oder gar eine Krankheit sein soll. Meist wird die Depression mit Charakterzügen gleichgesetzt. Es herrschen nach wie vor zahlreiche Vorurteile. Doch wie kann ein depressiver Mensch überhaupt mit diesen umgehen, ohne dass sie in eine weitere Abwärtspirale münden? Wie kann der Umgang mit Stigmatisierung aussehen?

Hinweis: Gerade experimentiere ich mit ChatGPT, da es mich interessiert, ob ich so noch weitere Impulse oder eine umfassendere Recherche bekomme. Trotzdem sind die Texte von mir, denn ich entscheide, was auf die Homepage kommt – und entscheide natürlich auch, inwiefern das, was mir ChatGPT ausspuckt, glaubhaft, nachvollziehbar, relevant und zur Weiterbearbeitung durch mich überhaupt brauchbar ist. Aber, da es sich für mich richtig anfühlt, auch wenn es eine KI und kein Mensch ist, nenne ich ChatGPT dieses Mal als eine Art Co-Autor bzw. Sparringpartner.

Vorurteile, die zur Stigmatisierung führen

Ich fragte Chat GPT, welche Vorurteile die KI kennt. das war gleich eine ganze Menge. Vom üblichen „nur eine Phase“ und zusammenreißen kamen dort auch einige sehr harte Vor-Verurteilungen vor:
„Depressive Menschen sind einfach faul oder unmotiviert.“
„Depressionen sind nur eine Ausrede, um nicht arbeiten zu müssen.“
„Depressive Menschen sind unzurechnungsfähig oder nicht in der Lage, rationale Entscheidungen zu treffen.“
„Depressionen sind eine Schwäche und können durch „härtere“ oder „diszipliniertere“ Menschen überwunden werden.“

Wow, das zieht auch mir den Boden unter den Füßen weg und bringt mich bereits beim Lesen dazu, mich rechtfertigen zu wollen: „Ich habe aber doch sogar neben einer 39-Stunden-Woche eine Bachelorarbeit geschrieben…“ Das trifft mich heftig, weil es an meinem Leistungsanspruch gegenüber mir selbst rüttelt. „Für meine Bachelorarbeit und in meinem Job musste ich doch auch rationale Entscheidungen treffen.“ Und so weiter.

Doch genau das ist es, was wir depressive Menschen befürchten, oder? Dass wir mit unserer Krankheit gleichgesetzt werden und all die Bemühungen, wenigstens halbwegs zu funktionieren, bloß keine Fehler zu machen und und und, plötzlich vollkommen negiert werden, als ob wir nie, niemals irgendetwas gemacht haben. Selbst wenn wir selbst es uns allzu gerne einreden: „Du kriegst aber auch nie was auf die Reihe.“ Ich kämpfe immer wieder gegen diese Selbstverurteilung. Wenn sie dann noch von außen kommt, fühle ich mich endgültig als Komplettversager.

Diese Vorurteile können auch heftige Auswirkungen im beruflichen Umfeld haben.

Berufliche Auswirkungen der Stigmatisierung

Als ich ChatGPT nach den Auswirkungen einiger Vorurteile auf den Job fragte, hatte ich bereits einige im Hinterkopf:

  • Wer als „faul“, „nicht zuverlässig“ und „undiszipliniert“ gilt, bekommt gewöhnlich weder ein interessanteres Arbeitsfeld oder Projekt, wird bei Wichtigem gerne ausgeschlossen, ist in vielen Teams unwillkommen und muss aufpassen, nicht auf dem Abstellgleis zu landen.
  • Die Person wird auch nicht befördert.
  • Gehaltserhöhung? Fehlanzeige!
  • Es gibt keine Weiterbildungsmöglichkeiten oder diese werden verwehrt.
  • Selbst kleine Fehler und wenn der / die Betroffene „nein“ sagt, werden als Teil der Krakheit bzw. als Faulheit gewertet.
  • Beim Flurfunk verbreiten sch selbst die kleinsten Fehler oder eine vermeintliche miese Laune schneller.
  • Allgemein kann es bei wenig einfühlsamen Kolleginnen und Kollegen zur Isolation und zu Beleidigungen kommen, meist verpackt als kleine Spitzen, die gar nicht so leicht zu fassen sind.
  • Es kann zu Mobbing und Bossing kommen.

ChatGPT brachte noch weitere Nachteile:

  • „[…] sie könnten sogar diskriminiert oder gekündigt werden.“
  • „Wenn Depressionen als Zeichen von Schwäche angesehen werden und die Erwartung besteht, dass depressive Menschen sich „zusammenreißen“ sollten, können sie zögern, um Hilfe zu bitten oder über ihre psychische Gesundheit zu sprechen. Dadurch fehlt ihnen möglicherweise der Zugang zu angemessener Unterstützung, sei es in Form von flexiblen Arbeitszeiten, Therapiemöglichkeiten oder anderen Ressourcen.“

Gerade der letzte Punkt ist wichtig. Ich rechne mit Nachteilen, also traue ich mich nicht, Hilfe zu holen. So kommt es aber zu weiteren Nachteilen bzw. es kann dazu führen, dass ich womöglich gar nicht mehr arbeiten kann.

Erfahrung mit Stigmatisierung am Arbeitsplatz

Mir selbst fallen einige Punkte ein, wie man mit der möglichen Stigmatisierung am Arbeitsplatz umgehen kann. Ich versuchte es mit Offenheit.
Doch eines ist sicher: Jeder muss für sich selbst entscheiden, ob überhaupt die Dpression thematisiert werden soll. Ich versuchte zwar, so offen wie möglich am Arbeitsplatz darüber zu informieren. Trotzdem war es nicht leicht und natürlich rief ich damit einige Reaktionen hervor, die mich erst recht heftig trafen. Immerhin arbeitete ich bereits über ein Jahrzehnt dort, ich erwartete also, dass mich meine Kolleginnen und Kollegen unabhängig meiner Depression sahen. Das ist vermutlich aber gar nicht so einfach.

Ich traf auf manche dummen Sprüche (meist durch die verbreiteten Vorurteile), bei einigen auf viel Verständnis und Unterstützung und bei anderen auf Hilflosigkeit. Überwiegend also auf die letzten beiden Reaktionen, aber die dummen Sprüche gab es natürlich ebenfalls. Hier musste ich aufpassen, dass ich die nicht in meinem Kopf überbewertete und die anderen, viel hilfreicheren Reationen, die ja den größeren Teil ausmachten, bei meiner Bewertung verkleinerte.
Ja, das ist eine der zahlreichen Fallen des negativen Denkens der Depression. 😉

Umgang mit Stigmatisierung am Arbeitsplatz

Mir half es

  • zunächst meine engsten Kollegen (ja, waren alles Männlein) zu informieren und mir so Unterstützung zu holen.
  • mich selbst über meine Erkrankung informieren und so einige Fragen beantworten zu können.
  • mir selbst zu verdeutlichen, dass einige sehr erfolgreiche Menschen ebenfalls (zumindest zeitweise) depressiv waren.
  • professionelle Hilfe durch meine Therapie zu erhalten.
  • meinen Vorgesetzten von meiner Erkrankung zu erzählen.

Hier noch weitere Vorschläge von ChatGPT:

  • „Es ist wichtig, Ihre eigenen Grenzen zu erkennen und zu setzen. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihre psychische Gesundheit durch stigmatisierende Kommentare oder Handlungen beeinträchtigt wird, sollten Sie dies klar kommunizieren. Geben Sie an, welche Art von Unterstützung Sie benötigen und welche Maßnahmen helfen könnten, Ihre Arbeitsumgebung positiver zu gestalten.“
  • „Nehmen Sie sich Zeit für Selbstfürsorge und achten Sie auf Ihre psychische Gesundheit. Das kann bedeuten, regelmäßige Pausen einzulegen, Achtsamkeitsübungen zu praktizieren, ausreichend Schlaf zu bekommen und eine gesunde Work-Life-Balance aufrechtzuerhalten. Indem Sie sich selbst gut umsorgen, können Sie besser mit Stigmatisierung umgehen.“
  • „Informieren Sie sich über die gesetzlichen Bestimmungen und Rechte, die Sie als Mitarbeiter mit psychischer Erkrankung am Arbeitsplatz haben. Es gibt möglicherweise Schutzmaßnahmen und Unterstützungssysteme, die Ihnen zur Verfügung stehen.“

Ja, das kann helfen. Anfangs hatte ich jedoch Schwierigkeiten, meine Grenzen überhaupt zu sehen oder überhaupt zu akzeptieren, dass ich krank war. Heute noch fällt es mir schwer. Insofern fällt es mir auch schwer, mit der gesetzlichen Keule zu winken. Das muss jede(r) für sich entscheiden. Mir war ein offenes Miteinander am wichtigsten und es funktionierte recht gut.

ChatGPT nannte außerdem, dem Arbeitgeber vorzuschlagen, „Sensibilisierungsprogramme oder Schulungen zu Depressionen und psychischer Gesundheit am Arbeitsplatz anzubieten“. Allgemein halte ich das für eine gute Idee – vor allem in Bereichen, in denen viel mit anderen Menschen gearbeitet wird, die ebenfalls an psychischen Erkrankungen leiden (können).

Vorurteile im privaten Bereich

Hier kann es richtig weh tun, trifft man auf Unverständnis. Gerade wenn aus dem ganz engen Umfeld ein Kommentar kommt wie „hach, trink eine Tasse Tee und lass mal die Seele baumeln“. Ich fühlte mich absolut gar nicht ernst genommen. Im Gegenteil! Ich fühlte mich, als ob ich wegen nichts jammern würde, mich anstellen würde… Die Menschen im Arbeitsumfeld können nahe sein, doch Leute, die emotional richtig nahe stehen, also Familie und Freunde, die können durch unbedachte Äußerungen richtig verletzen.

Die Vorurteile sind jedoch auch hier aktiv und gar nicht so einfach abzustellen. Wie oft denken andere, dass es sich nur um eine Phase handelt oder gute Gedanken, mal raus gehen, etwas Sport treiben usw. hilft? Oder „triff dich mal mit anderen Leuten und höre auf, um dich selbst zu kreisen“? „Du musst rausgehen unter die Leute.“ „Du hast doch nix. Guck doch mal, wie gut es dir geht!“
„Depressive Menschen sind egoistisch und selbstbezogen.“ nannte ChatGPT als weiteres Vorurteil, das auch privat zu einer Stigmatisierung führen kann.

Interessant ist das gerade dann, wenn man sich dann mal umschaut, welche Menschen am meisten mit einer Depression in Behandlung sind. Also in meinen Gesprächsgruppen, im Krankenhaus oder in der Reha traf ich genau auf diese Leute, die auch dort die absolute Mehrzahl waren: Menschen mit sozialen Berufen, dem Bildungsbereich und/oder dem Pflegebereich. Das passt nicht zu dem Vorurteil „egoistisch und selbtbezogen“. Außerdem waren auffallend viele dort, die sehr leistungsbezogen, perfektionistisch und einfühlsam waren. Also diejenigen, die ich als „Leistungsträger unserer Gesellschaft“ (also nicht die selbstverliebten BWLler) bezeichnen würde. Ohne sie würden wir gar nicht als soziale Gemeinschaft funktionieren.

Doch wie sieht der Umgang mit Stigmatisierung im privaten Bereich am besten aus? Was kann ich tun?

Umgang mit Stigmatisierung im Privaten

Auch hier finde ich, dass Offenheit am meisten hilft. Selbstverständlich habe ich keine Lust, jeder flüchtigen Bekanntschaft davon zu erzählen, aber gerade bei meinen engsten Vertrauten ist es mir wichtig, dass sie Bescheid wissen.
Dies liegt auch daran, weil ich zum Rückzug tendiere. Ich will ganz einfach nicht, dass Menschen, die mir wichtig sind, am Ende noch meinen Rückzug als ihren Fehler ansehen oder es zu anderen Fehlinterpretationen kommt.

Nein, ich ziehe mich zurück, weil es mir nicht gut geht. Du bist vollkommen in Ordnung! Du hast nichts falsch gemacht.
Und falls doch, wenn du mich irgendwie verletzt hast, dann muss ich es ansprechen, denn du kannst es nicht einfach so wissen. Schließlich bist du kein Hellseher.

Ja, das ist oft sehr schwer. Das heißt für mich, dass ich meinem Gegenüber auch erklären muss, welcher Kommentar mich verletzt und weshalb. Huuuuh, und da über ich noch!
Vor allem, weil ich immer die Befürchtung habe, dass ich irgendwelchen Erwartungen nicht entspreche, weil ich befürchte, dass ich zu egoistsch bin oder auch, weil ich es teilweise gar nicht wirklich erklären kann, was da in mir vorgeht. Außerdem will ich nach wie vor viel lieber als starke Person gelten – und da passt das eines „schwächlichen Jammerlappens“, wie ich mich selbst gerne bezeichne, gar nicht.

Ein Teil ist also durchaus Selbststigmatisierung, die ich auf andere Menschen übertrage. Ich fühle mich nicht gut, fühle mich nicht gut genug, minderwertig, mangelhaft – und ich will geichzeitig nicht, dass irgendwer genau das von mir denkt. Das will ich verstecken. Doch wenn ich zugebe, dass ich mit einem Kommentar getroffen wurde, zeige ich meine Schwäche und habe gleichzeitig im Kopf: „Ein getroffener Hund bellt.“ Also ist vielleicht doch etwas an dem Urteil dran?

Gesellschaftliche Stigmatisierung

Vieles ist nunmal auch gesellschaftlich bei uns verankert. Es hat seine Gründe, weshalb seltener Männer in Behandlung sind, aber die Suizidrate bei Männern höher ist. Wie oft müssen Männer und Jungs „stark“ sein, sonst sind sie Schwächlinge, am Ende sogar „Pussys“?
(Oh ja, und diese Rollenzuschreibung und damit verbundene Diskriminierung geht voll in beide Richtungen. Ein „schwacher“ Mann wird als weiblich verunglimpft, was auch zeigt, dass Frauen „nur schwach“ etc. sind. Aber das ist gerade eine andere Baustelle, die ich ebenso übel finde.)

Worüber ich oft stolperte: Ich entspreche nicht der Vorstellung einer depressiven Person. Die können weder lächeln noch lachen. oder auf andere zugehen. Sie sind nicht kommunikativ. Meine Maske, die ich seit Jahrzehnten trage, funktioniert(e) also hervorragend.

ChatGPT meint hierzu: „Die Gesellschaft kann bestimmte Erwartungen und Normen haben, wie jemand sein „sollte“ oder wie sich eine Person mit Depressionen „verhalten sollte“. Dies kann zu Stigmatisierung führen, wenn depressive Menschen diese Erwartungen nicht erfüllen oder nicht den gängigen Stereotypen entsprechen.

Wie wahr. Du heulst nicht die ganze Zeit, du kannst also keine Depression haben. Ach, nebenberuflich ein Studium durchgezogen? Dann kannst du nicht depressiv sein. Depressive kriegen nichts auf die Reihe und liegen den ganzen Tag im Bett. Ganz einfach? Oder?

Das führt dann dazu, dass Hilfe ausbleibt oder der/die Kranke gar nicht ernst genommen wird.

Stigmatisierung untypischer Depressiver

Neben der „fehlenden Authentizität“, der mangelnden Unterstützung, dass selbst viele Ärztinnen und Ärzte die untypisch depressiv Erkrankten überhaupt nicht erkennen oder erst nehmen, gibt es noch zahlreiche weitere Schwierigkeiten. Bei mir war es zum Beispiel so, dass meine Hausärztin mir zunächst gar nicht glauben wollte, dass ich Suizidgedanken habe. Kann ja nicht sein, dass da was ist, wenn die gegenüber sitzende Frau da freundlich ist und lächeln kann. Die simuliert nur, da ist nichts. Zumindest nichts Akutes.

Auch mit meiner schweren Depression habe ich (scheinbar) noch meinen Alltag bewältigt. Weder magerte ich ab, noch mied ich tagelang die Dusche oder hatte Schlafstörungen. Dass ich im Gegenteil zunahm, teils bloß nicht ungeduscht etc. auch nur den Müll rausbringen wollte, ich könnte ja jemand mit meinem Geruch belästigen, und am allerliebsten nur noch schlief, das passte halt nicht.

Ergebnis? Meine Erkrankung war sehr lange unsichtbar. Auch vor mir selbst, denn ich kannte ja die ganzen Bilder, wie sich ein depressiv erkrankter Mensch verhält. War ich nicht, also musste ich es mir ja einbilden. Zu wehleidig halt, da muss ich noch an mir arbeiten.

Die Stigmatisierung geht also wieder gleich in mehrere Richtungen:

  • selbst nicht erkennen und wahrhaben
  • viel später erst Hilfe suchen
  • von außen sogar für Expertinnen und Experten nicht einfach zu erkennen, erst Recht nicht für Hausärzte und -ärztinnen
  • verzögerte Hilfe von außen, wenn Hilfe überhaupt kommt
  • allgemein auch im Umfeld nicht ernst genommen werden
  • wirkt unglaubwürdig und somit als Simulant oder Wichtigtuer, der (die) nur Aufmerksamkeit will

Und bei mir noch eine gewaltige Selbststigmatisierung: Ich war der festen Überzeugung, dass es anderen viel schlechter geht. Also sollte ich mich zusammenreißen und nicht am Ende gar anderen einen der raren Therapieplätze wegnehmen.

Umgang mit Selbststigmatisierung

Es ist also in erster Linie sogar das allerwichtigste, dass depressiv Erkrankte aufhören, sich selbst zu stigmatisieren. Durch die Selbststigmatisierung fällt es viel schwerer, überhaupt offen zu sein, sich im Umfeld Unterstützung zu holen oder gar professionelle Hilfe zu fordern. Ja, Hilfe ist teilweise auch ein fordern, was gar nicht so einfach ist.

Einige Vorschläge zum Umgang mit der Stigmatisierung gegenüber sich selbst:

  • lesen, hören, informieren – über die Depression lernen, wie sie aussehen kann, oder auch bei Unsicherheit den Selbsttest machen und den als Grundlage mit zum Arzttermin nehmen
  • versuchen zu akzeptieren, dass eine Depression wirklich eine Erkrankung ist und nicht einfach nur eine Sache des Wollens – und leider nicht so schnell verschwindet
  • Hilfe suchen und annehmen, denn alleine ist es schwer, aus dem Loch zu kommen. Auch Gesprächsgruppen sind eine große Hilfe. Es ist so befreiend, dass dort anderen nicht alles erklärt werden muss, weil es ihnen genauso geht – und dass man nicht alleine ist!
  • netter zu sich selbst sein. Würde ich so mies zu anderen Menschen sein, wie ich es oft zu mir selbst bin, dann könnte mich keiner leiden. Das ist ein Lernprozess, der sehr viel Geduld und Selbstmitgefühl verlagt.

Hierbei ist Hilfe von außen wichtig, weil es kaum alleine zu schaffen ist:

  • negative Glaubenssätze und Denkmuster langsam nach und nach ersetzen (und nö, von „Ich hasse mich.“ zu „Ich liebe mich.“ ist kein Katzensprung, der durch einfaches Umformulieren und permanente Wiederholung geschafft wird)
  • selbstabwertende Gedanken durch unterstützende und aufbauende Aussagen ersetzen – Außenstehende ertappen einen schneller bei „meiner Wenigkeit“
  • Es muss nicht immer alles perfekt sein. Kleine Schritte sind in Wirklichkeit bereits große Fortschritte, gerade hier. Da man selbst sie jedoch iel zu oft übersieht oder ganz winzig redet, ist auch hier Hilfe von außen wichtig. Aufschreiben hilft auch!

Umgang mit Stigmatisierung – Fazit

Es ist wichtig, zuerst sich selbst zu stärken, indem die Selbststigmatisierung erst einmal aufhört oder zumindest nicht mehr so stark ist.

Informationen und der Austausch mit anderen Betroffenen stärkt ebenso, es gibt auch zahlreiche Erlebnisgeschichten, Podcasts etc.

Mit viel Offenheit im privaten Umfeld können sich Erkrankte eine weitere wichtige Unterstützung holen, die dann hoffentlich stark genug für die Offenheit auch im beruflichen Umfeld macht.

Gesellschaftlich kann Betroffenen ebenfalls durch Aufklärung, Kampagnen, Medienbeiträge usw. geholfen werden.
Ich finde es positiv, dass zahlreiche Prominente über ihre psychischen Erkrankungen sprechen, wodurch deutlich wird, dass es jede(n) treffen kann.
Hier ist eine gewisse Verantwortung bei Medienschaffenden:
Bitte keine Sensationen, keine Verunglimpfung, keine Stereotype! Es geht hier um Menschen und nicht einfach nur um Klicks oder Auflagenzahlen.

Ebenso sind Depressionen keine Modeerscheinung. Es gab bereits früher depressive Menschen. Wir kennen nicht all die Namen, aber zumindest wissen wir von einigen Künstlern, Politikern und anderen damals Prominenten, die Depressionen hatten und sogar Suizid begingen.

Es muss aufhören, dass Depressionen klein geredet werden. Hier sollte jeder einfühlsame Mensch, auch psychisch Gesunde, es akzeptieren, dass dies eine Erkrankung ist. Niemand würde körperliche Krankheiten klein reden, selbst wenn diese weniger tödlich sind!
2020 erfasste das Statistische Bundesamt 9787 Suizide, wobei geschätzt wird, dass die meisten durch psychische Erkrankungen verursacht wurden. Das sind nicht so viele wie die Krebstoten oder diejenigen, die durch Erkrankungen des Herz-Kreislaufssystems starben (Herzinfarkte, Schlaganfälle etc.), aber mehr als die 2724 Verkehrstote, 951 Todesfälle durch Viruserkrankungen (nicht Corona, ich wollte mehr das „Normale“ als Vergleich) sowie, laut DGUV, 347 tödlichen Arbeitsunfälle.

Je mehr psychische Erkrankungen ins Bewusstsein unserer Gesellschaft rücken und Vorurteile verschwinden, umso eher suchen sich Betroffene auch Hilfe und es kommt zu weniger Suiziden. Und umso mehr Stellen, wo Betroffene ohne große Hürden Hilfe finden können, werden hoffentlich geschaffen.

Entlassungsbericht der Reha

Der Entlassungsbericht der Reha kam und ich bin ein klein wenig angepi***. Wie glaubwürdig ist so ein Bericht, wenn das Urteil „voll arbeits- und erwerbsfähig“ bereits gleich am Anfang feststand? Außerdem sind da einige Punkte, über die ich mich sehr ärgere.

Widersprüche

Am Anfang steht, ich hätte mich während der Therapie intensiv und reflektiert mit meinen Belastungssituationen, Denk- und Handlungsmustern auseinandergesetzt. Einige Seiten später heißt es, ich würde bislang erst beginnend differenziert reflektieren. Ja, was nun?

Wie jeder Mensch habe ich meine blinden Punkte und ich bin froh, wenn ich darauf aufmerksam gemacht werde. Bei dieser Arbeit helfen mir die Mitarbeiter der DRK PIA, die ich seit März 2022 besuche. Da ich meine Fortschritte auf den verschiedenen Gebieten kenne, weiß ich, dass ich bereits über das Beginnen hinaus bin. Doch ich habe viele Denkfallen, sehr viele. Immer wieder stolpere ich daher über weitere Baustellen, bemerke, wo ich mir selbst gründlich schade. Ich habe nicht erst in der Reha begonnen, meine Denk- und Handlungsmuster zu reflektieren. Die Zeit von sechs Wochen würde dafür ohnehin nicht ausreichen.

Eine weitere Ungereimtheit, bei der ich null Ahnung habe, wieso die im Bericht landete: Mehrmals wies ich darauf hin, dass ich aufgrund der Bedenken meiner Psychiaterin nach wie vor Sertralin nehme, da sie durch das Absetzen einen Rückfall befürchtet. Ich habe null Ahnung, weshalb da plötzlich im Bericht steht, ich nähme das Anidepressivum „bei gutem Profit“. Nö. Nur die Pharma-Industrie profitiert hier.

Trotz vorliegendem Lebenslauf

…und Erklärungen, sind bei dem im Bericht aufgeführten beruflichen Werdegang einige Fehler. Ich arbeitete z. B. nicht weiterhin in einem Fotostudio. Das war meine zweite Ausbildungsstelle, da die erste konkurs ging. Ich war seit 2006 selbstständig, also nicht einige Zeit arbeitslos und erst seit 2009 Freiberuflerin. 2009 begann ich bei einem Bildungsträger zusätzlich zu unterrichten, vorher bereits an der VHS Bingen sowie in Eigenregie.

Meine letzte Tätigkeit endete zudem, weil der Vertrag befristet war und die Maßnahme auslief. Selbst gesund wäre es nicht zu einer Vertragsverlängerung gekommen.

Ja, ich bin pinsig, aber das sind schon einige Unterschiede. Genauso, wie das Studium der Erziehungswissenschaft (nicht Erziehungswissenschaften!) für die Tätigkeit als pädagogische Fachkraft eine Voraussetzung war.
Naja. Gut, dieser letzte Punkt dürfte vermutlich auch für die Rentenversicherung unerheblich sein.

Kurioser finde ich da den nächsten Punkt.

Trotz Einschränkungen keine Einschränkung

Es gibt laut der Reha-Klinik keine Einschränkungen, höchstens eine bei der Nachtschicht.
Wieso keine Nachtschicht? Weil das so in diesem Katalog steht. Ob ich eine Eule oder eine Lerche bin, das spielt keine Rolle.

Laut dem Bericht bin ich leicht depressiv, dann doch mittelschwer… „Angegeben werden noch leichter sozialer Rückzug […]“ Leicht? Ich habe nach wie vor zig Tage hintereinander keinen sozialen Kontakt und vermisse ihn nicht einmal. Sobald ich es täglich mit Menschen zu tun habe, fühle ich mich kaputt. Ich brauche viele Auszeiten vom sozialen Miteinander. Ich weiß nicht, ob das unter „leicht“ fällt.Ebenso nicht nachvollziehbar: Laut ICF AT 50-Psych steht da sogar „[…]sowie volle Beeinträchtigung in den Bereichen soziale Beziehungen und Aktivitäten (2,58), Nähe in Beziehungen (3,4).“ Beim Abschlusskommentar wird nochmals erwähnt, „[…] worin sich ihre teils noch stark ausgeprägten Einschränkungen der Aktivitäten und Teilhabe ausdrücken.“
Öhmmmm ja, passt schon… Wie das nächste.

Verdienste der PIA werden als die der Reha ausgegeben

In der PIA lernte ich sehr viel. Gerade durch die Gruppen und auch durch die Gespräche mit meiner Psychiaterin, meiner (nun leider ehemaligen, machte sich mit einer eigenen Praxis selbstständig) Therapeutin und meiner Sozialarbeiterin, Frau Schwenk, mit der ich ebenfalls spätestens alle 14 Tage meine Gespräche habe. Ich glaube, nur weil sie nicht Psychologie oder Medizin studiert hat, wird ihr Anteil im Bericht als „bei Bedarf“ eingestuft. Bei Bedarf könnte ich mehr Gespräche bekommen, so sieht das aus!

Doch hier kommen wir auch zu dem Punkt, der mich am allermeisten ärgert: Das, was bereits vorhanden war und gerade auch mit Frau Schwenk erarbeitet wurde, wird ganz plötzlich als Reha-„Verdienst“ ausgegeben.

  • Eine mögliche weitere berufliche Perspektive erarbeiteten wir – in der Reha wurde nichts in diese Richtung unternommen, sondern nur das bereits Vorhandene (und das auch noch fehlerhaft) für den Bericht übernommen.
  • „Verbesserung der sozialen Kompetenzen im Sinne eines bewussteren Wahrnehmens eigener Bedürfnisse.“ Ja, lernte ich in der PIA, vor allem dort in der Depressionsbewältigungsgruppe, die keine Falschetikettierung wie das in der Reha war.
  • „Erarbeitung von aktiven Depressionsbewältigungsstrategien […]“ Erhielt ich in der PIA, in der Reha erhoffte ich mir weitere Anregungen, was nicht erfüllt wurde.
  • „Verbesserung der Spannungsregulationsfähigkeit durch Erlernen eines Entspannungsverfahrens“ – häh? PMR kannte ich bereits vor meinem Aufenthalt in Alzey und spätestens dort hätte ich es kennengelernt.
  • „Ich bin eine Fachkraft“, damit ich mir verdeutliche, dass ich mittlerweile ein abgeschlossenes Studium habe und doch etwas erreicht habe – ebenfalls in der PIA entstanden.

Das ist wie wenn jemand die Leistung anderer als die eigene ausgibt und sich dafür feiern lässt. Sorry, aber ich kann so etwas absolut gar nicht ausstehen!

Und „Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit, Sicherung der Leistungsfähigkeit“? Die wurde sowieso von Anfang an festgelegt.

Fazit zum Entlassungsbericht der Reha

Ich war ja ohnehin bereits von der Reha enttäuscht, da meine Ziele keine Rolle spielten. Dass diese nun teilweise im Entlassungsbericht vorkommen und das bereits vorher Erarbeitete als Reha-Verdienst ausgegeben wird, empfinde ich als Hohn.

Ist der Erfolgsdruck auf die Reha-Kliniken so immens, dass nicht nur einmalige Programmpunkte stattfinden (z. B. Stretching & Relaxing), sondern auch ordentlich mit fremden Federn geschmückt wird?

Bei mir hinterlässt der Entlassungsbericht der Reha einen sehr üblen Nachgeschmack. Sollte ich jemals noch einmal an einer beruflichen Reha teilnehmen, werde ich so gut wie überhaupt nichts erzählen, was bereits im Vorfeld an Positivem vorhanden ist. Soll sich die Reha-Klinik doch selbst etwas einfallen lassen, um igendwelche Kriterien zu erfüllen!

Entlassungsbericht der Reha - ich bin nur Humankapital, das momentan kostet


Ausdruckszentrierte Ergo 2

Weitere zwei Sitzungen dieser kreativen Ergomethode sind nun vorbei. Ich mag die ausdruckszentrierte Ergo nach wie vor.

Hier schrieb ich über meine ersten beiden Sitzungen.

Sitzung Nummer 3

Am 28.04.2023 fand diese ausdruckszentrierte Ergo statt.
Unser Thema: Wir sollten uns vorstellen, wir wären ein Boot. Wie sieht das Boot aus? Ist es groß oder klein? Wo ist es? Auf einem See, Fluss, auf dem Meer? Ist da Ufer zu sehen oder Menschen oder sonstiges?

Tjaaaaaaaaa…
Ich wieder hatte ein richtiges Tief über mehrere Tage. Dementsprechend unterschied sich mein Bild von denen der anderen Teilnehmenden, die eher hell und positiver waren.

Ausdruckszentrierte Ergo: Ich als kleines Ruderboot auf dem weiten Meer.

Ich „Boot“ bin ein kleines Ruderbootchen aus Holz, das bereits angeschlagen ist. In der Wand ist ein Loch, vielleicht ist sogar unten ein Leck. Ich befinde mich mitten auf einem unruhigen Ozean, kein Land in Sicht. Auch keine anderen Schiffe, keine Hilfe, nichts. Ich weiß nicht einmal mehr, wo oben und unten sind, wo das Meer endet und der Himmel beginnt. Zu allem Überfluss habe ich nicht einmal mehr ein Ruder, einen Motor sowieso nicht. Was ganz fies ist: Ich habe das Gefühl, dass obendrein noch Wasser in mein Boot gekippt wird, damit ich schneller untergehe.

Dieses Mal hatten wir eine andere Ergotherapeutin, deren Leitung ich nicht ganz so gut fand. Sie hört sich selbst gerne reden.
Aber die Mitpatienten „hellten“ die düstere Szene auf. Einer machte mich darauf aufmerksam, dass gerade diese kleinen Ruderbootchen sich vielleicht drehen, aber gewöhnlich nicht sinken. Sie sind robuster als angenommen und tauchen immer wieder auf. Zwei meiner Mitpatientinnen würden mich sogar abschleppen und dann schippern wir gemeinsam zu dem hübschen, ruhigen See, auf dem die eine ihr (ebenfalls) Ruderbootchen platziert hatte.

Ausdruckszentrierte Ergo: Nr. 4

05.05.2023: wieder das Thema „Mein Weg“. Ich hatte keine Lust, das gleiche Bild zu malen wie beim ersten Reha“versuch“, als ich aufgrund der Corona-Infektion heimgeschickt wurde. Damals blickte ich zurück, dieses Mal versuchte ich den Blick in die Zukunft.

Ausdruckszentrierte Ergo: Mein Weg (Zukunft)

Mein Weg soll orange sein – leuchtend, fröhlich, hell, möglichst voller Energie. Mit voller Absicht habe ich keine Arbeit hingemalt, denn die nahm in der Vergangenheit zuviel Platz ein.
Stattdessen will ich schreiben, Fantasy und SciFi und was auch immer mir in den Sinn kommt. Ich will reisen, will Städte oder Landstriche / Länder sehen, Kultur genießen… Und ich will endlich lernen, ordentlich das Schlagzeug zu verhauen.

Dass ich wirklich keine Lust habe, mir jetzt den Kopf über die Arbeit zu zerbrechen, das wurde mir beim Malen richtig bewusst.
Ich bezweifele aber, ob dies von denen, die mich hier absolut arbeits- und erwerbsfähig sehe, so begeistert aufgenommen wird. Kann mir eigentlich egal sein, oder?

Ausdruckszentrierte Ergo

Als ich vor einem halben Jahr den ersten Reha-Anlauf nahm, der „dank“ Corona abgebrochen wurde, wunderte ich mich über diese Ergoform. Ausdruckszentrierte Ergo, was sollte das sein? Was macht man da? Bei der Einführung klang es immer noch mysteriös, aber so interessant, dass ich daran teilnehmen wollte. Auch dieses Mal nehme ich daran teil.
Zwei Stunden mit dieser kreativen Ergomethode habe ich bereits hinter mir. Daher erzähle ich etwas von meiner Erfahrung.

Was ist die ausdruckszentrierte Methode?

„Den subjektbezogenen, ausdruckszentrierten Übungen liegen tiefenpsychologisch orientierte Konzepte zu Grunde.“ erklärt das pdf des Deutschen Verbandes der Ergotherapeuten. Mit Hilfe von Farben, Formen und Symbolen sollen Bilder entstehen, die besser als Worte die eigenen Gedanken und das eigene Empfinden zu einem Thema ausdrücken. Die Bilder sind sehr individuell und zeigen manches Mal auch, was einem selbst noch unklar oder nur vage bewusst war.

Jede Stunde gibt die Ergotherapeutin oder der Ergotherapeut ein Thema vor, danach malen alle in der Gruppe etwa 20 Minuten mit Buntstiften, Öl- oder Pastellkreiden auf DIN A3-Bögen das, was ihnen einfällt. Natürlich könnten es auch andere Farben sein usw. Nach der Malphase zeigen sich alle ihre Bilder.

Die eine Therapeutin ließ erst alle anderen mitteilen, was sie mit dem Bild assoziieren, danach die malende Person erzählen, wenn diese wollte.
Die andere Therapeutin ließ die Malenden erzählen und fragte sie, wo sie auf dem Bild wären. Wie es sich dort anfühle. Danach, wie es sich woanders anfühlen würde, wen die Position im Bild eine andere wäre. Sie fragte, was es nicht geben dürfe (Thema war der Wohlfühlort). Nachdem alle ihre Bilder vorgestellt hatten, wünschten wir uns noch gegenseitig etwas („gaben etwas“) aus unseren Bildern bzw. „nahmen“ auch etwas aus anderen Bildern in Gedanken.

Stunde 1 der ausdruckszentrierten Ergo

Das Thema der ersten Stunde war „Mein Lebensgarten“, wobei es um den Wunschlebensgarten ging. Was darf vom bisherigen Garten bleiben und was soll weg? Was darf hinzukommen? Wie soll der Lebensgarten aussehen?

Thema und Bild der ersten Stunde ausdruckszentrierte Reha: mein Lebensgarten

Die einzelnen Gärten sahen sehr unterschiedlich aus: Die einen Bilder zeigten Bäume, andere Blumen oder beides, manche hatten Wiesen, Seen, Weinreben, Häuschen… Manche Bilder waren voll, andere – so wie meines – sogar eher leer.

Da ich an einem Neuanfang stehe, will ich Platz lassen für Dinge, die kommen können. In Ruhe will ich mir einen Überblick verschaffen, gleichzeitig jedoch nicht komplett alles aus meinem Leben werfen. Dafür steht der Baum, der Jahre zum Wachsen benötigte. Das Wasser des Sees steht für das Fließen, für Gefühle, Frische, Entspannung und einfach auch mal auf der Wiese unterm Baum liegen und auf den See schauen. Also einen Halt oder Entspannungspunkt einbauen. Die Büsche im Hintergrund halten manch neugierigen Blick ab, und bitte auch Menschen und Dinge, die ich nicht mehr will.

Stunde 2 der ausdruckszentrierten Ergo

Dieses Mal lautete das Thema „Wohlfühlort“. Natürlich ging mir sofort mein Bett durch den Kopf… Wo fühle ich mich wohl? Wie sieht es dort aus? Was darf sein und was nicht?

Ausdruckszentrierte Ergo, Stunde 2: mein Wohlfühlort

Bett, Tischchen daneben, auf dem Laptop, Tasse und Bücher Platz finden, außerdem sogt sich ein freundlicher Roboter daraum, dass mir weder Tee noch Kaffee ausgehen, erledigt die Hausarbeit usw. Eine Katze dürfte noch da sein, ein Fenster (hab ich irgendwie vergessen), aber kein anderer Mensch. Also für mich klingt das absolut ideal.

Als ich die anderen Bilder sah, wurde mir bewusst, wie klein meine Welt ist oder geworden ist durch meine Depression und das Rückzugsbedürfnis. Natürlich konnten die anderen Teilnehmenden nachvollziehen, dass ein Bett ein absoluter Wohlfühlort ist, manche wollten auch gerne so einen Roboter, aber wohl kaum einer dieses Eingeschänkte. Ich ja dann auch nicht mehr… Ich klaue mir das Wohnmobil von dem anderen Teilnehmer und bringe mein Bett samt Roboter dort unter. Vielleicht kann der Roboter sogar fahren? 😉

Fazit (bis jetzt) zur ausdruckszentrierten Ergo

Es ist also sehr interessant, was die ausdruckszentrierte Ergo zutage fördert oder auch bewusst macht.

Früher wollte ich doch die Welt sehen, weshalb ist nun nur noch einigeln angesagt? Kann ich das kombinieren? So irgendwie mitteloffen-eingeigelt sein?
In meinem Garten wäre zumindest genügend Platz dafür. Ich muss selbst für die notwendige Ruhe und das Fließen sorgen. Mal schauen wie.

Auf jeden Fall bin ich sehr gespannt, was die nächsten Stunden verdeutlichen werden. Mich bringt die ausdruckszentrierte Ergo zum Nach- und Überdenken, was ich klasse finde.

Früher war alles…

Früher war alles angeblich besser. War es das wirklich? Wie sahen denn der Zusammenhalt aus, die gegenseitige Hilfe, der gegenseitige Respekt usw.?

Früher hielten alle zusammen

Ich weiß nicht, von welchem „früher“ die Rede ist, oder aus wessen Sicht.
Aus meiner Sicht war es bei meinem Früher, als ich in einem Dorf aufwuchs, nicht immer besser. Mein „Baujahr“: 1975.

Richtig, wir bemalten noch die Straße mit Kreide und es kam keine Polizei. Oh ja, wir spielten viel draußen.
Hier sehe ich klare Vorteile gegenüber den Spätergeborenen, die vieles nicht mehr dürfen und es gar nicht kennenlernen, dass draußen überhaupt gespielt werden darf. Ich bin mir auch sicher, dass die Erwachsenen früher von unserem Lärm genauso genervt waren. Vieles wurde mit „Es sind halt Kinder.“ und einem Achselzucken erledigt.

Andererseits lernten bereits wir, dass wir nicht mit Fremden sprechen sollen. „Nimm keine Süßigkeiten von Fremden an!“

Wir lernten, dass Erwachsene Recht haben. Das galt scheinbar auch bei der Grundschullehrerin, die ich in der ersten Klasse hatte, und die ohrfeigte oder den Hintern versohlte. Allgemein erhielten wir zwar nicht die Prügel, die unsere Eltern ertragen mussten, aber dass gar nicht geschlagen wurde? Eher eine Ausnahmeerscheinung.

Zusammenhalt? Bei der Gerüchteküche gab es den.
Eines der Gerüchte im Dorf lautete: „Die ist von der Schule geflogen.“ Seltsam, dass weder meine Eltern, ich oder meine Schule das wussten. Mein Bruder war plötzlich angeblich ein Drogenhändler. Das mag zwar für die Tratschtanten und -onkel amüsant sein, aber in manchen Fällen geht es bereits in Rufmord über und kann den betreffenden Person schaden.

Der Zusammenhalt bestand selbstverständlich gegen alle Fremde, gegen alle, die ausscheren wollten oder anders waren. Neid begünstigte ebenso das Zusammenhalten.
Damit es immer genug Neuigkeiten gab oder gleich klar war, wer hier nicht (mehr) dazugehörte, dafür sorgten die Fenstergucker. Gehe durchs Dorf und beobachte einfach nur die wackelnden Vorhänge. In manchen Dörfern scheint es immer noch so zu sein.

Früher war alles besser – als Frau?

„Wenn der besoffen ist, grabscht er die jungen Mädels an. Vollkommen normal.“
„Stell dich doch nicht so an. Dummer Sprüche sind normal.“
„Wenn die so rumläuft, dann muss sie sich nicht wundern, wenn sie irgendwann vergewaltigt wird.“

Und so weiter… Mein Früher definierte vieles noch als normal, was heute glücklicherweise die Ausnahme ist. Als Teenager und Jugendliche erlebte ich es sehr oft, dass sich irgendwelche Typen im dicht gedrängten Bus an mir rieben. Eklig! Ab und an rutschte mir, natürlich ganz aus Versehen, der Ellenbogen aus. Bei wem hätte ich mich denn auch beschweren können? Außerdem war es mir peinlich. Mir! Dabei lief ich nicht einmal mit einem Minirock herum.

Ein Glück, in meinem Früher wurde mir nicht dir höhere Schulbildung oder eine Ausbildung verwehrt, weil ich „nur ein Mädchen“ bin. Doch in der Oberstufe lernte ich ein Mädchen kennen, das tatsächlich diesen Kampf noch ausfechten musste. Ich brauche auch keinen Mann, der mir erlaubt, dass ich arbeiten gehen darf. 1977 wurde das Gesetz geändert.

Bei all dem Fortschritt der 1970er und 1980er sollten gerade wir Frauen uns klar machen, dass die Gleichberechtigung, die ständigen „selbstverständlichen“ Belästigungen, Schuldzuweisungen etc. in diesen Jahren erst allmählich überdacht wurden.

Was wir heute kennen, ist also noch gar nicht so lange Alltag.
Bei diesem Punkt fällt mein Urteil also so aus: Heute ist es als Frau besser!

Früher wären wir psychisch Erkrankten „Irre“ gewesen

…und würden vielleicht längst nicht mehr leben, weil uns eine der Behandlungsmethoden umgebracht hätte oder, in der NS-Zeit, wir vergast worden wären.

Eine der Behandlungsmethoden war die Lobotomie, in den USA führte Walter Freeman etliche durch, über den Geo kompakt schrieb. Obwohl nicht klar war, wie genau das Gehirn funktionierte, wurde daran herum“operiert“. Kaum vorstellbar, oder? Das war jedoch nicht die einzige kuriose Behandlungsmethode.

Im Phillipshospital in Riedstadt, Kreis Groß-Gerau, ist ein Psychiatrie-Museum und der Artikel in der Welt verspricht zumindest einen interessanten Ausflug. Seit 1535 kümmert man sich dort um psychisch erkrankte Menschen, dementsprechend umfangreich sind die Unterlagen und Instrumente.
Während der NS-Zeit starben viele der Patienten in der Tötungsanstalt Hadamar.

Auch das Landeskrankenhaus Alzey, in dem ich Ende 2021 bis Januar 2022 behandelt wurde, beschäftigt sich mit seiner NS-Vergangenheit. Auf dem Gelände ist ein Mahnmal mit zahlreichen Namen. Der Mord an 453 Menschen, 229 Zwangssterilisationen und die Deportation vieler weiterer alleine dort verdeutlicht, dass in diesem Früher nichts besser war.

Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. spricht von mindestens 250.000 Ermordeten und von bis zu 400.000 Zwangssterilisationen.

Mit meiner Depression, die immer wieder auch mit schweren Episoden daherkommt, wäre ich vielleicht kein Euthanasieopfer geworden, weil ich ja immer noch etwas „Kontrolle“ habe. Trotzdem…

Im mittelalterlichen Europa wäre ich vermutlich auf dem Scheiterhaufen gelandet, da die „Wahnsinnigen“ gerne als von Teufel und Dämonen besessene Menschen eingestuft wurden. Diese wurden verbrannt, bevor sie andere anstecken konnten.
Oder der Dämon überspringen kann? Aber ist es dem nicht zu heiß auf einem Scheiterhaufen? Springt er dann nicht einfach zu einem der Umherstehenden? Oder sind Dämonen hitzebeständig? Dann verstehe ich jedoch nicht den Sinn einer Verbrennung. Ich habe null Ahnung von sowas.

So oder so: Das Heute gewinnt einmal mehr.

Heute ist besser als früher

„Früher war alles besser“, das sagten sogar die Leute über das Dritte Reich und den Krieg. Oder über die Nachkriegszeit. Heute jammern viele immer noch mit den gleichen Worten.

Was alles heute zum Beispiel besser ist:

  • Kalter Krieg? Geteiltes Deutschland? Erinnert sich noch jemand?
  • Die Leute sind weniger angriffslustig, zumindest körperlich. Wie oft gab es Schlägereien? Jährlich findet in Bad Kreuznach der Jahrmarkt statt. Ich habe den Eindruck, dass auch dort die Schlägereien nachgelassen haben.
  • Die Statistik der Mordopfer in Deutschland ist gesunken. Allgemein sinkt die Kriminalität. Eine der Studien dazu und des falschen Gefühls betreute Prof. Dr. Thomas Feltes, Professor für Kriminologie.
  • Als Vegetarierin weiß ich, dass heute ein Gastronomiebesuch nicht mehr in Salat oder Pommes endet, weil das Gemüse bis zur Unkenntlichkeit zerkocht wurde.
  • Verlaufen? Autopanne? Überhaupt Hilfe holen? Ist heute einfacher dank mobiler Telefone, GPS etc. Klar, außer da ist ein Funkloch. Die Telefonzellen waren früher nicht überall – und wie oft fehlten im Notfall die Groschen dafür oder das Telefon war defekt?
  • Die Aufmerksamkeit, was eine sexuelle Belästigung oder was Diskriminierung ist. Das war doch früher sowas von „normal“ und die Betroffenen blieben alleine zurück mit ihren Sorgen und negativen Erfahrungen. Hier ist noch viel zu tun, aber wir sind auf einem guten Weg.
  • Auf einem viel zu langsamen Weg: Klimaschutz. Hier muss ich jedoch auch an das Waldsterben in den 1980ern denken oder an die Berichte über den tödlichen Smog 1952 in London.
  • der medizinische Fortschritt
  • Viele Seuchen sind mittlerweile heilbar.
  • all die wissenschaftliche Erkenntnisse, zum Beispiel über das Gehirn
  • Per Internet haben wir mittlerweile Zugang zu einem immensen Wissen.
  • Es ist leichter mit weit entfernten Personen in Kontakt zu bleiben.
  • und und und

…zum Schluss

Wieso wird da ständig verklärt? Blenden wir Menschen so sehr die negativen Erfahrungen aus? Oder sind wir so wenig anpassungsfähig?
Früher war alles anders stimmt ja wohl mehr!

Und was das Beklagen über Internet, Smartphones & co betrifft:
Wie viele Volldeppen bauten damals einen Unfall weil sie mitten während der Fahrt eine Kassette suchten? Wie viele Idioten hätten auch früher genügend Möglichkeiten gefunden, sich wichtig zu tun und ihre Zeit mit sonstwas zu verbringen?

Es ist unsere Entscheidung, wie wir was nutzen und wie wir damit umgehen. Früher und auch heute müssen wir dafür selbst die Verantwortung tragen, das hat sich nicht geändert.

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