Willkommen im Land der Dysthymie und Depression!

Schlagwort: Behandlung

Neue Studien zur Depression

…bzw. zu den Depressionen, gibt ja verschiedene Ausprägungen und Arten.
Immer wieder gibt es neue Studien zur Depression oder zumindest Artikel mit reißerischem Titel, die Neues versprechen. Es ist schwierig, alles im Blick zu haben – was ich auch nicht habe. Vor allem wenn sensationslüsterne Medien sich gerne gegenseitig wiederholen, aber wirklich Interessantes (für uns Erkrankte), das sich nunmal nicht so toll „vermarkten“ lässt, schnell untergeht. Hier ein kleiner Überblick.

Neuer Therapieansatz: Magic Mushrooms

Natürlich, das ist eine der reißerichsten Neuigkeiten, daher schaffte sie es auch in die normalen Medien. In der FAZ erschien zum Beispiel ein Artikel.
Dieser ist zwar vom November 2022 (und kostet, obwohl mittlerweile ein alter Hut), aber davor und danach bin ich oft an den verschiedensten Stellen über die Verwendung von Psychodelica & co während der Therapie gestolpert. Auf wissenschaft.de kam diese News bereits im April 2022 und hier kann man auch dank Quellenangabe die Studie nachverfolgen. Auf nature.com ist die Studie des Teams rund um Richard Daws (Imperial College London) nachlesbar.

Interessant ist es für Menschen wie mich, die scheinbar auf die „normalen“ Antidepressiva nicht ansprechen: „Manche Patienten sprechen aber kaum auf diese selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) an. Ihre Depression gilt als behandlungsresistent.“ (2022, wissenschaft.de)

Nun ja, interessant. Aber noch (?) keine hohen Fallzahlen, noch nicht hier in Deutschland zu haben – und irgendwie gehöre ich zu den Leuten, die schon bei Beruhigungsmitteln mit Abneigung reagieren. Ich mag es überhaupt nicht, „heruntergefahren“ zu werden oder sonstwie die Kontrolle zu verlieren. Mit (Double-)Depression bin ich da noch schlimmer als ohnehin schon mittlerweile. Ob ich da Pilze, LSD (Artikel im Spiegel) oder was auch immer besser finden würde? Selbst bei einmaliger Einnahme unter Beobachtung? Null Ahnung!

Neue Studien zu Ernährung und Depression

Was kann nicht alles Depressionen auslösen… Auf den Seiten von manchen Wunderdoktoren bin ich ja schon über vieles gestolpert. Auch das „Zentrum für Gesundheit“ schreibt darüber, wobei der Text im Grunde alles aufzählt, was ohnehin zu einer gesunden Ernährung gehört – nur halt eben ein klein wenig garniert mit Werbung für alle möglichen Pillchen und sonstigen „Nahrungsergänzungsmitteln“. Auch im Focus ist die Ernährung bei Depressionen ein Thema, basierend auf der Studie von 2017 und dem Gespräch mit Dr. Uma Naidoo.

Bei der Studie zu Kaffee und Depression bin ich eher ratlos. Irgendwie spielen mir da viel zu viele Faktoren rein, weswegen dann das Koffein positiv wirken sollte. Also wehe wenn jemand heiratet, dann bringt der Kaffee nichts mehr???

Schade finde ich es, wenn immer wieder Ratten und Mäuse herhalten müssen, so wie bei dieser Studie, ob ein erhöhter Prolinwert in der Nahrung zu einer Depression führen kann. Prolin ist in Fleisch (ja, Fisch ist auch Fleisch) und Innereien, Gelatine, Ei, einigen Käsesorten enthalten. Nein, Prolin kann es nur begünstigen, der Darm spielt ebenso eine Rolle.

Wobei ich mich immer noch frage, wie die Forschenden bei den Fruchtfliegen herausgefunden haben, ob diese depressiv sind.

Haben Musiker ein erhöhtes Risiko?

Auch dieser Frage gingen Forscher*innen nach, wie hier auf der Seite der Tagesschau nachzulesen ist. Kurz: nicht unbedingt. Scheinbar bringt eine höhere Musikalität eine höhere Chance mit, an einer Depression zu erkranken – vollkommen egal, ob diese Musikalität „genutzt“ wird. Also auch Nicht-Musiker sind betroffen. Aber: nur ganz leicht, vergleicht man die Daten mit der Gesamtbevölkerung.

Ähnliche Fragen tauchen allgemein öfter im Zusammenhang mit künstlerischen Betätigungen auf. Bei manchen Kunstschaffenden der Vergangenheit ist es bekannt, da sie auch in Behandlung waren oder zumindest umfassende Tagebucheintragungen etc. vorhanden sind. Ansonsten sind die Urteile jedoch mit Vorsicht zu genießen: Es sind Ferndiagnosen. Wissen wir wirklich, was möglicherweise Selbstdarstellung, ein Kokettieren mit dem „Anderssein“ ist, oder tatsächlich eine psychische Erkrankung ist? Ich denke, gerade bei Künstlern und Künstlerinnen sollten wir vorsichtig sein, wenn es nicht genügend Belege gibt.
Schließlich ist auch alles aus der Werbung nicht so, wie es uns erzählt wird, oder?

Studien zur Depression: Luftverschmutzung schuld?

Zwei Studien in den USA und in Dänemark deuten auf einen Zusammenhang zwischen schlechter Luft und Depressionen und / oder einer bipolaren Störng hin.

Was wissen wir überhaupt über die Faktoren Lärm und Luftverschmutzung auf die psychische Gesundheit? Das fragten sich einige Forscher (bei Zweien steht die Uni Mainz dabei, huhu!). Und ich mich auch. Aber dafür benötigen wir mehr Studien – und wenn diese die bisherigen Hinweise bestätigen, dürften langsam den Leugnern des Klimawandels die Argumente ausgehen. Außer natürlich, psychische Erkrankungen sind Einbildungen – wäre nicht das erste Mal, dass ich das höre oder lese.

Neue Studien zur Depression und Entzündungen

Auch ein Ansatz, der die letzten Jahre aufkam. Und ein Ansatz, der mich besonders interessiert, da ich weiß, dass sich meine Depression und meine Colitis ulcerosa gerne gegenseitig anfeuern. Doch auch hier sind zunächst einmal weitere Studien notwendig, wie auf dem European Congress of Psychiatry in Paris festgestellt wurde. Es gibt eine Gruppe depressiv Erkrankter, die mehr auf Entzündungshemmer anspricht und bei denen die Depression eher atypisch ist, so die Kurzzusammenfassung. Diesen Menschen kann ein Lauftraining mehr bringen als Antidepressiva.

Hm, klingt zumindest schon mal gesünder, weil weniger negative Nebenwirkungen.

Depression und Menstruation

Urks, die… Habe ich gerade hinter mich gebracht, ein Glück! Kurz vor und während der Tage fühle ich mich mindestens 500 Jahre alt, der komplette Unterleib spinnt, Kopfweh, Kreuzweh, Süßgier und obendrein verbündet sich meine Depression auch gerne mit denen. Wobei ich manchmal nicht weiß, ob das miese Gefühl nicht einfach nur durch das körperliche Miesfühlen verstärkt wird.

Es gibt jedoch auch Frauen, denen es ansonst gut geht – bis sich die Menstruation ankündigt. Ein Forschungsteam mit und um Julia Sacher und Osama Sabri haben herausgefunden, dass bei Frauen mit PMDS kurz vor der Menstruation der Serotoninspiegel im Hirn anders ist als sonst. PMS = prämenstruelles Syndrom, PMDS = prämenstruelle Dysphorie. Das heißt, dass diese Frauen auch unter Depressionen und starker Reizbarkeit leiden, sie also richtig heftig mit dem Monatsmist zu kämpfen haben.

Na, will wieder irgendein Depp uns Menstruierenden die Tage erklären mit den Worten: „Ist doch gar nicht so schlimm. Das ist vollkommen natürlich…“?

Mehr neue Studien zur Depression

Vielleicht finden Forscher irgendwann heraus, dass viele Menschen die gleiche Diagnose erhielten, obwohl es sogar verschiedene Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen sind. Betrachte ich die Ursachen, die scheinbar sehr vielfältig sind, sowie etliche Auswirkungen, dann habe ich diesen Eindruck.

Das ist in etwa so, wie etliche Menschen eine Coronaerkrankung mit einer Erkältung zusammenschmissen, auch wenn es verschiedene Virenarten sind. Das Auskurieren war ja auch oft das Gleiche oder ähnlich eines grippalen Infektes – oft. Nicht immer.

Auf jeden Fall bin ich gespannt, was weitere Studien noch zeigen werden. Gerade diese kann vielleicht Menschen mit chronischer Depression viel Hilfreiches bringen, die an der medizinischen Hochschule Hannover durchgeführt wird.

Auf der Homepage der Deutschen Depressionsliga werden immer wieder auch Teilnehmer für Studien und Umfragen gesucht. Manches Mal von Universitäten, teils aber auch von Studierenden für ihre Bachelor- und Masterarbeiten.

Wer will und kann – bitte teilnehmen. Vielleicht schaffen wir es irgendwann, dass diese Krankheit besser heilbar wird.

Entlassungsbericht der Reha

Der Entlassungsbericht der Reha kam und ich bin ein klein wenig angepi***. Wie glaubwürdig ist so ein Bericht, wenn das Urteil „voll arbeits- und erwerbsfähig“ bereits gleich am Anfang feststand? Außerdem sind da einige Punkte, über die ich mich sehr ärgere.

Widersprüche

Am Anfang steht, ich hätte mich während der Therapie intensiv und reflektiert mit meinen Belastungssituationen, Denk- und Handlungsmustern auseinandergesetzt. Einige Seiten später heißt es, ich würde bislang erst beginnend differenziert reflektieren. Ja, was nun?

Wie jeder Mensch habe ich meine blinden Punkte und ich bin froh, wenn ich darauf aufmerksam gemacht werde. Bei dieser Arbeit helfen mir die Mitarbeiter der DRK PIA, die ich seit März 2022 besuche. Da ich meine Fortschritte auf den verschiedenen Gebieten kenne, weiß ich, dass ich bereits über das Beginnen hinaus bin. Doch ich habe viele Denkfallen, sehr viele. Immer wieder stolpere ich daher über weitere Baustellen, bemerke, wo ich mir selbst gründlich schade. Ich habe nicht erst in der Reha begonnen, meine Denk- und Handlungsmuster zu reflektieren. Die Zeit von sechs Wochen würde dafür ohnehin nicht ausreichen.

Eine weitere Ungereimtheit, bei der ich null Ahnung habe, wieso die im Bericht landete: Mehrmals wies ich darauf hin, dass ich aufgrund der Bedenken meiner Psychiaterin nach wie vor Sertralin nehme, da sie durch das Absetzen einen Rückfall befürchtet. Ich habe null Ahnung, weshalb da plötzlich im Bericht steht, ich nähme das Anidepressivum „bei gutem Profit“. Nö. Nur die Pharma-Industrie profitiert hier.

Trotz vorliegendem Lebenslauf

…und Erklärungen, sind bei dem im Bericht aufgeführten beruflichen Werdegang einige Fehler. Ich arbeitete z. B. nicht weiterhin in einem Fotostudio. Das war meine zweite Ausbildungsstelle, da die erste konkurs ging. Ich war seit 2006 selbstständig, also nicht einige Zeit arbeitslos und erst seit 2009 Freiberuflerin. 2009 begann ich bei einem Bildungsträger zusätzlich zu unterrichten, vorher bereits an der VHS Bingen sowie in Eigenregie.

Meine letzte Tätigkeit endete zudem, weil der Vertrag befristet war und die Maßnahme auslief. Selbst gesund wäre es nicht zu einer Vertragsverlängerung gekommen.

Ja, ich bin pinsig, aber das sind schon einige Unterschiede. Genauso, wie das Studium der Erziehungswissenschaft (nicht Erziehungswissenschaften!) für die Tätigkeit als pädagogische Fachkraft eine Voraussetzung war.
Naja. Gut, dieser letzte Punkt dürfte vermutlich auch für die Rentenversicherung unerheblich sein.

Kurioser finde ich da den nächsten Punkt.

Trotz Einschränkungen keine Einschränkung

Es gibt laut der Reha-Klinik keine Einschränkungen, höchstens eine bei der Nachtschicht.
Wieso keine Nachtschicht? Weil das so in diesem Katalog steht. Ob ich eine Eule oder eine Lerche bin, das spielt keine Rolle.

Laut dem Bericht bin ich leicht depressiv, dann doch mittelschwer… „Angegeben werden noch leichter sozialer Rückzug […]“ Leicht? Ich habe nach wie vor zig Tage hintereinander keinen sozialen Kontakt und vermisse ihn nicht einmal. Sobald ich es täglich mit Menschen zu tun habe, fühle ich mich kaputt. Ich brauche viele Auszeiten vom sozialen Miteinander. Ich weiß nicht, ob das unter „leicht“ fällt.Ebenso nicht nachvollziehbar: Laut ICF AT 50-Psych steht da sogar „[…]sowie volle Beeinträchtigung in den Bereichen soziale Beziehungen und Aktivitäten (2,58), Nähe in Beziehungen (3,4).“ Beim Abschlusskommentar wird nochmals erwähnt, „[…] worin sich ihre teils noch stark ausgeprägten Einschränkungen der Aktivitäten und Teilhabe ausdrücken.“
Öhmmmm ja, passt schon… Wie das nächste.

Verdienste der PIA werden als die der Reha ausgegeben

In der PIA lernte ich sehr viel. Gerade durch die Gruppen und auch durch die Gespräche mit meiner Psychiaterin, meiner (nun leider ehemaligen, machte sich mit einer eigenen Praxis selbstständig) Therapeutin und meiner Sozialarbeiterin, Frau Schwenk, mit der ich ebenfalls spätestens alle 14 Tage meine Gespräche habe. Ich glaube, nur weil sie nicht Psychologie oder Medizin studiert hat, wird ihr Anteil im Bericht als „bei Bedarf“ eingestuft. Bei Bedarf könnte ich mehr Gespräche bekommen, so sieht das aus!

Doch hier kommen wir auch zu dem Punkt, der mich am allermeisten ärgert: Das, was bereits vorhanden war und gerade auch mit Frau Schwenk erarbeitet wurde, wird ganz plötzlich als Reha-„Verdienst“ ausgegeben.

  • Eine mögliche weitere berufliche Perspektive erarbeiteten wir – in der Reha wurde nichts in diese Richtung unternommen, sondern nur das bereits Vorhandene (und das auch noch fehlerhaft) für den Bericht übernommen.
  • „Verbesserung der sozialen Kompetenzen im Sinne eines bewussteren Wahrnehmens eigener Bedürfnisse.“ Ja, lernte ich in der PIA, vor allem dort in der Depressionsbewältigungsgruppe, die keine Falschetikettierung wie das in der Reha war.
  • „Erarbeitung von aktiven Depressionsbewältigungsstrategien […]“ Erhielt ich in der PIA, in der Reha erhoffte ich mir weitere Anregungen, was nicht erfüllt wurde.
  • „Verbesserung der Spannungsregulationsfähigkeit durch Erlernen eines Entspannungsverfahrens“ – häh? PMR kannte ich bereits vor meinem Aufenthalt in Alzey und spätestens dort hätte ich es kennengelernt.
  • „Ich bin eine Fachkraft“, damit ich mir verdeutliche, dass ich mittlerweile ein abgeschlossenes Studium habe und doch etwas erreicht habe – ebenfalls in der PIA entstanden.

Das ist wie wenn jemand die Leistung anderer als die eigene ausgibt und sich dafür feiern lässt. Sorry, aber ich kann so etwas absolut gar nicht ausstehen!

Und „Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit, Sicherung der Leistungsfähigkeit“? Die wurde sowieso von Anfang an festgelegt.

Fazit zum Entlassungsbericht der Reha

Ich war ja ohnehin bereits von der Reha enttäuscht, da meine Ziele keine Rolle spielten. Dass diese nun teilweise im Entlassungsbericht vorkommen und das bereits vorher Erarbeitete als Reha-Verdienst ausgegeben wird, empfinde ich als Hohn.

Ist der Erfolgsdruck auf die Reha-Kliniken so immens, dass nicht nur einmalige Programmpunkte stattfinden (z. B. Stretching & Relaxing), sondern auch ordentlich mit fremden Federn geschmückt wird?

Bei mir hinterlässt der Entlassungsbericht der Reha einen sehr üblen Nachgeschmack. Sollte ich jemals noch einmal an einer beruflichen Reha teilnehmen, werde ich so gut wie überhaupt nichts erzählen, was bereits im Vorfeld an Positivem vorhanden ist. Soll sich die Reha-Klinik doch selbst etwas einfallen lassen, um igendwelche Kriterien zu erfüllen!

Entlassungsbericht der Reha - ich bin nur Humankapital, das momentan kostet


Impressionen der Reha

Impressionen der Reha: die Celenus Parkklinik in Bad Bergzabern, Aussicht, Zimmer, Schilderwald, Spiele… Eine kleine Fotogalerie.

Impressionen der Klinik und des Zimmers

Die Celenus Parkklinik von außen, wobei man hier einen Teil des Hauptgebäudes sieht sowie des Hauses Sooneck, das neueste Gebäude. Im Haus Sooneck war mein Zimmer mit Balkon, Blick zum Hof und Parkplatz hin.

Mir gefiel es sehr gut, dass einige Hunde dabei waren. Katzen hätten zwar auch mitgedurft, aber die sind ja unabhängiger und teils eher orts- statt personengebunden. Ich weiß auch nicht, ob die Hunde dann noch so entspannt gewesen wären. 😉

Das rechte Foto entstand letztes Jahr, aber alle Zimmer im Haus Sooneck sehen so aus. Sie sind nur teils gespiegelt, also das Bett links, während der Schrank und der Schreibtisch dann rechts sind.

Weitere Fotos des Zimmers, zu dem ein eigenes Badezimmer gehörte. Das Bad haute mich ja bereits letztes Jahr um: viel größer als mein Bad zuhause. Die Dusche ist gigantisch, außerdem liebte ich die Regendusche, wenn man vom normalen Duschkopf umschaltete. Und ja, der Sessel samt Hocker in knallorange gefiel mir auch.

Verzockt und verguckt

Letztes Jahr spielten wir viel Uno und ich versuchte mich (leidlich…) in Billard. Dieses Mal war ebenfalls spielen angesagt. Wir zockten gegeneinander Second Chance, Ligretto und Skip-Bo, aber auch miteinander The Crew und Team3. Witzig, außer Rollenspiele kannte ich noch keine kooperativen Spiele.

Und der Dartpfeil? Nun, der soll mein absolut außergewöhnliches Können beweisen. *hüstel*
Beim Verfehlen der Dartscheibe schaffte ich es zumindest zielsicher den Pfeil zu versenken. Leider gab es dafür keine Punkte.

Na, Blindschleiche im linken Bild entdeckt?
Im rechten Bild sieht man die Entenmama im Schwanenweiher (wo keine Schwäne sind) mit ihren fünf Küken. Es waren mal einige mehr.

Ich bin absolut davon überzeugt, dass diese Schilder eine Art Aufgabe aus der Ergo sind, sowas wie „Auf amüsante Art das Hirn fit halten“.

Das linke ist eindeutig mein Lieblingsschild.

Das war’s mit meinen Impressionen der Reha. Einen Erfahrungsbericht gibt es hier: Erfahrungsbericht.

Die letzte Ergostunde

Irgendwie bin ich von meinem Aufenthalt in Alzey verwöhnt, was die Ergotherapie betrifft. In der Reha durfte ich unter dem Punkt „Leistungsprofil“ werkeln, malen war nicht erlaubt, die Arbeit mit Ton nicht möglich. Vor einem halben Jahr war der Ofen defekt, dieses Mal wurde Strom gespart. Außerdem waren das sechs Stunden (die vor einem halben Jahr wurden eingerechnet!), was mich richtig enttäuschte. Viel zu schnell fand demnach die letzte Stunde statt.

Mein zweites Ergoangebot war die „Ausdruckszentrierte Ergotherapie„, doch auch dies waren fünf Stunden. Bei mir, bei anderen maximal vier, da sie die ganze Masse an Einführungsveranstaltungen besuchen „durften“. Was bin ich froh, dass ich das nicht nochmal hatte! Ich fand die erste Woche, als ein Vortrag und eine Stunde Sitzen nach der anderen stattfand, total schrecklich.

Insgesamt war ich dieses Mal sechs Wochen in Bad Bergzabern, fünf Wochen + eine Woche Verlängerung, macht pro Woche nicht einmal zwei Stunden Ergo. Wenn ich das mit dem Sportangebot vergleiche…
Nun gut, dazu mehr unter meinen Erfahrungen zur Beruflichen Reha. Jetzt geht es erst einmal nur um meine letzte Ergostunde.

Die allerletzte Ergostunde

Diese Stunde war glücklicherweise bei einer anderen Therapeutin als bei der, die sich so wahnsinnig gerne selbst hört. Meiner Meinung nach diejenige, die in der Mitte liegt – die beste und sympathischste hatte ich nur ein einziges Mal (und halt das eine Mal vor einem halben Jahr).

Im Grunde war es das gleiche Thema wie beim Lebensgarten, nur sprach diese Therapeutin von einem Haus oder Gefüge oder wie auch immer. Also entschied ich mich erneut zu einer anderen Herangehensweise, wobei sich meine Lust in Grenzen hielt. Doppelte Themen sind nunmal doof, selbst wenn es die letzte Ergostunde ist.

Letzte Ergostunde: statt Lebensgarten eine Art Zusammenfassung von was war und was sein soll.

Ja, genau, da hält eine ein Schild hoch: „Habe Arbeit, brauche Geld.“ Über dem Kopf steht „nur noch schaffe, schaffe“, unter dem Schild die Worte „Stress“ sowie „Überlastung“. So ist es nunmal mit Arbeit + Studium.

Getrennt wid dieser Bildbereich von dem nächsten durch das quer in Großbuchstaben hingekritzelte Wort: „MÜÜÜÜDE!“

Der rechte Bildbereich ähnelt sehr stark dem vorherigen Bild: orangefarbener Weg, Drums, Buch, Laptop, Sehenswürdigkeiten. Nur eine im Schneidersitz hockende Figur mit einem großen Ommmmm darüber ist neu dazu gekommen. Außerdem verdeutlichte ich meine misslungene Zeichnung des Schlagzeuges mit „Mein Schlagzeug ist lauter als deins :-p“

Ja, wirklich nicht besonders einfallsreich, ich weiß.

Und was brachte mir diese letzte Ergostunde?

Diese brachte mir persönlich leider nicht viel. Ich fand es jedoch spannend, bei den anderen zu schauen, was sie aufs Blatt brachten. Die eine malte einen Garten und darin ihren Hund, total süß! Ein anderer Teilnehmer faltete das Blatt quer, um früher und ab jetzt klar zu trennen. Meine Sitznachbarin beschrieb ihre Lebensbereiche anhand eines Grundrisses, dessen Wände nun verschoben werden, damit einzelne Zimmer (Bereiche) mehr Platz finden. Auch ein interessanter Gedanke.

Ja, man kann dieses Thema sehr unterschiedlich angehen. Zwar brachte mir die letzte Stunde keine neuen Erkenntnisse, vermutlich weil ich erst vor kurzer Zeit dieses Thema hatte, aber gelangweilt habe ich mich bei der Vielfalt an Ansätzen nicht. Und das ist wiederum positiv.

Ausdruckszentrierte Ergo 2

Weitere zwei Sitzungen dieser kreativen Ergomethode sind nun vorbei. Ich mag die ausdruckszentrierte Ergo nach wie vor.

Hier schrieb ich über meine ersten beiden Sitzungen.

Sitzung Nummer 3

Am 28.04.2023 fand diese ausdruckszentrierte Ergo statt.
Unser Thema: Wir sollten uns vorstellen, wir wären ein Boot. Wie sieht das Boot aus? Ist es groß oder klein? Wo ist es? Auf einem See, Fluss, auf dem Meer? Ist da Ufer zu sehen oder Menschen oder sonstiges?

Tjaaaaaaaaa…
Ich wieder hatte ein richtiges Tief über mehrere Tage. Dementsprechend unterschied sich mein Bild von denen der anderen Teilnehmenden, die eher hell und positiver waren.

Ausdruckszentrierte Ergo: Ich als kleines Ruderboot auf dem weiten Meer.

Ich „Boot“ bin ein kleines Ruderbootchen aus Holz, das bereits angeschlagen ist. In der Wand ist ein Loch, vielleicht ist sogar unten ein Leck. Ich befinde mich mitten auf einem unruhigen Ozean, kein Land in Sicht. Auch keine anderen Schiffe, keine Hilfe, nichts. Ich weiß nicht einmal mehr, wo oben und unten sind, wo das Meer endet und der Himmel beginnt. Zu allem Überfluss habe ich nicht einmal mehr ein Ruder, einen Motor sowieso nicht. Was ganz fies ist: Ich habe das Gefühl, dass obendrein noch Wasser in mein Boot gekippt wird, damit ich schneller untergehe.

Dieses Mal hatten wir eine andere Ergotherapeutin, deren Leitung ich nicht ganz so gut fand. Sie hört sich selbst gerne reden.
Aber die Mitpatienten „hellten“ die düstere Szene auf. Einer machte mich darauf aufmerksam, dass gerade diese kleinen Ruderbootchen sich vielleicht drehen, aber gewöhnlich nicht sinken. Sie sind robuster als angenommen und tauchen immer wieder auf. Zwei meiner Mitpatientinnen würden mich sogar abschleppen und dann schippern wir gemeinsam zu dem hübschen, ruhigen See, auf dem die eine ihr (ebenfalls) Ruderbootchen platziert hatte.

Ausdruckszentrierte Ergo: Nr. 4

05.05.2023: wieder das Thema „Mein Weg“. Ich hatte keine Lust, das gleiche Bild zu malen wie beim ersten Reha“versuch“, als ich aufgrund der Corona-Infektion heimgeschickt wurde. Damals blickte ich zurück, dieses Mal versuchte ich den Blick in die Zukunft.

Ausdruckszentrierte Ergo: Mein Weg (Zukunft)

Mein Weg soll orange sein – leuchtend, fröhlich, hell, möglichst voller Energie. Mit voller Absicht habe ich keine Arbeit hingemalt, denn die nahm in der Vergangenheit zuviel Platz ein.
Stattdessen will ich schreiben, Fantasy und SciFi und was auch immer mir in den Sinn kommt. Ich will reisen, will Städte oder Landstriche / Länder sehen, Kultur genießen… Und ich will endlich lernen, ordentlich das Schlagzeug zu verhauen.

Dass ich wirklich keine Lust habe, mir jetzt den Kopf über die Arbeit zu zerbrechen, das wurde mir beim Malen richtig bewusst.
Ich bezweifele aber, ob dies von denen, die mich hier absolut arbeits- und erwerbsfähig sehe, so begeistert aufgenommen wird. Kann mir eigentlich egal sein, oder?

Antidepressiva – ja oder nein?

Immer wieder taucht diese Diskussion auf: Soll man bei Depressionen Antidepressiva nehmen? Bringt das was? Schaden Antidepressiva eher? Was ist mit den Nebenwirkungen oder einer möglichen Abhängigkeit? Verändern sie die Persönlichkeit? Antidepressiva – ja oder nein?

Wie soll ich mich entscheiden?

Viele Fragen bei Antidepressiva

Auf der Apotheken-Umschau werden diese Fragen kurz beantwortet:
Bei leichten Depressionen wurde keine Verbesserung festgestellt. Für mich ist das ein guter Grund, bei einer leichten Depression darauf zu verzichten, und erst ab mittelschweren mir überhaupt diese Frage zu stellen.

Kritisch sehe ich den Punkt, dass die Medikamente erst einmal sehr lange genommen werden müssen, bis sie wirken – wenn sie wirken. Meist dauert es drei bis vier Wochen, bis auch der / die behandelnde Psychiater*in bereit ist, ein anderes bei Nichtwirkung auszuprobieren. Obwohl doch bessere Erfolge schon nach einem Wechsel nach zwei Wochen festgestellt wurden (siehe hier).
Die Nebenwirkungen dagegen kommen rasant. Ich „testete“ zwei der sogeannten „Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer“ (SSRI), die unter Anderem für mehr Antrieb sorgen sollten. Jeder Mensch reagiert anders auf diese Medikamente, daher gibt es kein „das Heilmittel für alle“.

Kritisch: Eine Nebenwirkung, der gesteigerte Antrieb, kann gerade in der Anfangszeit sogar für eine erhöhte Suizidrate sorgen!
Daher finde ich es verantwortungslos, nachdem ich nun mehr weiß, wenn Menschen ohne weitere Aufklärung einfach so mal einen SSRI verschrieben bekommen und dann nach Hause geschickt werden. Mehr Nachsorge, mehr Information, bitte! Am besten ist es vermutlich, wenn der/ die Betroffene in einer (Tages-)Klinik ist oder wenigstens einen professionellen Notfallkontakt hat, der auch mitten in der Nacht oder an den Wochenenden da ist.

Antidepressiva machen nicht abhängig?

Antidepressiva machen nicht abhängig, sollten jedoch „ausgeschlichen“ werden. Heißt: nach und nach die Dosis verringern. Warum? Weil sonst Wirkungen wie Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Rückfälle etc. auftreten können.

Ich bin Laie. Ich kann den Unterschied zwischen dem und einer Abhängigkeit nicht erklären, zumal ich auch Beiträge von Betroffenen las, die für mich nach Entzugserscheinungen klangen, und die oft mit „darum nehme ich XXX wieder“ endeten.
Mir fällt nur der Unterschied ein, dass bei einer Sucht gewöhnlich die Dosis immer weiter gesteigert werden muss, damit man etwas davon merkt. Das ist bei einem Antidepressivum nicht der Fall. (Wenn man überhaupt etwas davon merkt.)

Verändern Antidepressiva die Persönlichkeit?

Das ist mir weder bei mir noch bei anderen aufgefallen. Antidepressiva berauschen nicht und lösen kein „muss ich unbedingt haben“ aus.

Vielleicht kann es jedoch durch die Nebenwirkungen zu Veränderungen des Verhaltens kommen. Plötzliche (für die Außenwelt) Suizidhandlungen oder Selbstverletzungen durch den Antrieb wirken befremdlich, ein Libidoverlust bei einem Partner / einer Partnerin kann viel ausmachen…
Und wie schnell sind wir Menschen dann dabei, von einer Sache auf alles zu schließen?

Meine Erfahrungen

Wie bereits erwähnt wirken die Antidepressiva bei jedem unterschiedlich, daher ist meine Erfahrung nur MEINE Erfahrung!

Das erste Antidepressivum, ein SSRI namens „Citalopram“, verschrieb mir meine Hausärztin. Wirkung bei mir, bereits nach der ersten Einnahme: gnadenlose Müdigkeit. Ich hätte schwören können, dass ich ein Schlafmittel genommen habe, denn nach einer halben Stunde ging nichts mehr. Diese Wirkung blieb, daher nahm ich nach einigen Tagen dieses Medikament nur noch vorm Schlafengehen.
Laut meiner Hausärztin war das aber Blödsinn, denn Citalopram sollte den Antrieb steigern. Die Müdigkeit, das wäre von der Depression. Und die andere Nebenwirkungen, zum Beispiel der trockene Mund oder das Problem, dass ich nicht mehr kommen konnte, die interessierten eh nicht. Depressive brauchen wohl keine kleine Freuden…? Oder nur depressive Frauen keine?
Irgendwann schlich ich einfach Citalopram aus, denn mir half es kein Bisschen, aber die Nebenwirkungen störten mich gewaltig.

In Alzey bekam ich dann Sertralin, ebenfalls ein SSRI. Hier bemerkte und bemerke ich (aktuell nehme ich noch Sertralin) nur eine Nebenwirkung: verminderte Libido und wenn ich dann mal Lust habe, brauche ich viel länger, um zu kommen. Meist will ich aber eh nicht. Der Mund ist zwar ebenfalls trockener, aber nicht so gravierend wie bei Citalopram.
Positive Wirkungen? Die bezweifele ich.

Mein Fazit – für mich

Mir halfen und helfen die Therapien und Gruppengespräche eindeutig, mir half es, aus dem Alltag auszusteigen (Klinik) oder zu Hause zu sein… Ruhe zu haben.
Momentan nehme ich immer noch 150mg Sertralin pro Tag, weil meine Psychiaterin keinen Rückfall riskieren will, der durch das Ausschleichen kommen könnte. Und das, obwohl ich keine Verbesserung durch das Medikament feststellen konnte.

Ich weiß nicht, ob ich noch ein drittes Medikament ausprobieren würde.

Ausdruckszentrierte Ergo

Als ich vor einem halben Jahr den ersten Reha-Anlauf nahm, der „dank“ Corona abgebrochen wurde, wunderte ich mich über diese Ergoform. Ausdruckszentrierte Ergo, was sollte das sein? Was macht man da? Bei der Einführung klang es immer noch mysteriös, aber so interessant, dass ich daran teilnehmen wollte. Auch dieses Mal nehme ich daran teil.
Zwei Stunden mit dieser kreativen Ergomethode habe ich bereits hinter mir. Daher erzähle ich etwas von meiner Erfahrung.

Was ist die ausdruckszentrierte Methode?

„Den subjektbezogenen, ausdruckszentrierten Übungen liegen tiefenpsychologisch orientierte Konzepte zu Grunde.“ erklärt das pdf des Deutschen Verbandes der Ergotherapeuten. Mit Hilfe von Farben, Formen und Symbolen sollen Bilder entstehen, die besser als Worte die eigenen Gedanken und das eigene Empfinden zu einem Thema ausdrücken. Die Bilder sind sehr individuell und zeigen manches Mal auch, was einem selbst noch unklar oder nur vage bewusst war.

Jede Stunde gibt die Ergotherapeutin oder der Ergotherapeut ein Thema vor, danach malen alle in der Gruppe etwa 20 Minuten mit Buntstiften, Öl- oder Pastellkreiden auf DIN A3-Bögen das, was ihnen einfällt. Natürlich könnten es auch andere Farben sein usw. Nach der Malphase zeigen sich alle ihre Bilder.

Die eine Therapeutin ließ erst alle anderen mitteilen, was sie mit dem Bild assoziieren, danach die malende Person erzählen, wenn diese wollte.
Die andere Therapeutin ließ die Malenden erzählen und fragte sie, wo sie auf dem Bild wären. Wie es sich dort anfühle. Danach, wie es sich woanders anfühlen würde, wen die Position im Bild eine andere wäre. Sie fragte, was es nicht geben dürfe (Thema war der Wohlfühlort). Nachdem alle ihre Bilder vorgestellt hatten, wünschten wir uns noch gegenseitig etwas („gaben etwas“) aus unseren Bildern bzw. „nahmen“ auch etwas aus anderen Bildern in Gedanken.

Stunde 1 der ausdruckszentrierten Ergo

Das Thema der ersten Stunde war „Mein Lebensgarten“, wobei es um den Wunschlebensgarten ging. Was darf vom bisherigen Garten bleiben und was soll weg? Was darf hinzukommen? Wie soll der Lebensgarten aussehen?

Thema und Bild der ersten Stunde ausdruckszentrierte Reha: mein Lebensgarten

Die einzelnen Gärten sahen sehr unterschiedlich aus: Die einen Bilder zeigten Bäume, andere Blumen oder beides, manche hatten Wiesen, Seen, Weinreben, Häuschen… Manche Bilder waren voll, andere – so wie meines – sogar eher leer.

Da ich an einem Neuanfang stehe, will ich Platz lassen für Dinge, die kommen können. In Ruhe will ich mir einen Überblick verschaffen, gleichzeitig jedoch nicht komplett alles aus meinem Leben werfen. Dafür steht der Baum, der Jahre zum Wachsen benötigte. Das Wasser des Sees steht für das Fließen, für Gefühle, Frische, Entspannung und einfach auch mal auf der Wiese unterm Baum liegen und auf den See schauen. Also einen Halt oder Entspannungspunkt einbauen. Die Büsche im Hintergrund halten manch neugierigen Blick ab, und bitte auch Menschen und Dinge, die ich nicht mehr will.

Stunde 2 der ausdruckszentrierten Ergo

Dieses Mal lautete das Thema „Wohlfühlort“. Natürlich ging mir sofort mein Bett durch den Kopf… Wo fühle ich mich wohl? Wie sieht es dort aus? Was darf sein und was nicht?

Ausdruckszentrierte Ergo, Stunde 2: mein Wohlfühlort

Bett, Tischchen daneben, auf dem Laptop, Tasse und Bücher Platz finden, außerdem sogt sich ein freundlicher Roboter daraum, dass mir weder Tee noch Kaffee ausgehen, erledigt die Hausarbeit usw. Eine Katze dürfte noch da sein, ein Fenster (hab ich irgendwie vergessen), aber kein anderer Mensch. Also für mich klingt das absolut ideal.

Als ich die anderen Bilder sah, wurde mir bewusst, wie klein meine Welt ist oder geworden ist durch meine Depression und das Rückzugsbedürfnis. Natürlich konnten die anderen Teilnehmenden nachvollziehen, dass ein Bett ein absoluter Wohlfühlort ist, manche wollten auch gerne so einen Roboter, aber wohl kaum einer dieses Eingeschänkte. Ich ja dann auch nicht mehr… Ich klaue mir das Wohnmobil von dem anderen Teilnehmer und bringe mein Bett samt Roboter dort unter. Vielleicht kann der Roboter sogar fahren? 😉

Fazit (bis jetzt) zur ausdruckszentrierten Ergo

Es ist also sehr interessant, was die ausdruckszentrierte Ergo zutage fördert oder auch bewusst macht.

Früher wollte ich doch die Welt sehen, weshalb ist nun nur noch einigeln angesagt? Kann ich das kombinieren? So irgendwie mitteloffen-eingeigelt sein?
In meinem Garten wäre zumindest genügend Platz dafür. Ich muss selbst für die notwendige Ruhe und das Fließen sorgen. Mal schauen wie.

Auf jeden Fall bin ich sehr gespannt, was die nächsten Stunden verdeutlichen werden. Mich bringt die ausdruckszentrierte Ergo zum Nach- und Überdenken, was ich klasse finde.

Reha-Start

Heute startete meine Reha in der gleichen Klinik wie zuletzt, als ich aufgrund von Corona die Reha abbrechen musste. Die Anreise war jedoch eine andere: Beim letzten Mal fuhren mich mein Papa und meine Stiefmama, dieses Mal nahm ich die Bahn. Meine ersten Eindrücke.

Holpriger Reha-Start dank Bahn

Mit dem Bus zum Bahnhof in Bad Kreuznach – einwandfrei geklappt. Der Busfahrer wollte jedoch, dass ich ein Ticket bis zum Bahnhof kaufte. Der Reisekostengutschein von der Deutschen Bahn wäre nicht gültig. Auf die Schnelle habe ich noch keine Info darüber gefunden, ob das stimmt (will ich ja wegen meiner Rückreise wissen) oder ob bei diesem Ticket auch die Busfahrt inklusive ist, so wie es bei einem Bahnticket z. B. von Mainz nach Bad Kreuznach ist.

Aber das war das kleinere Übel. Es war unheimlich kalt heute Morgen – und der Zug von Bad Kreuznach nach Hochspeyer hatte Verspätung. Der Anschlusszug fuhr mir direkt vor der Nase weg, der nächste Zug hatte laut Ansage und Anzeige erst Verspätung, dann fiel er komplett aus. Immerhin klappte dann die alternative Alternative und ich landete in Neustadt an der Weinstraße. Ab jetzt klappte es dann: Umstieg in Neustadt, Umstieg in Winden, Ankunft in Bad Bergzabern. Dort holte mich ein freundlicher Mitarbeiter der Klinik mit einem Buschen ab.

Ankunft in der Klinik

Beim ersten Anlauf war ich überwältigt von der Masse an Informationen. Dieses Mal war es angenehm, bereits einiges zu wissen. Ich kenne die Anordnung der Gebäude, einige Namen, einige Abläufe… Puh, eine Erleichterung für mein schnell überlastetes Gehirn.

Die Celenus Parkklinik liegt etwas außerhalb von Bad Bergzabern, zu Fuß ist der Ort jedoch relativ schnell zu erreichen. Genauso wie der Wald, der direkt vor der Haustür ist. Nun ja, und hier herrscht ein Funkloch. Das W-LAN der Klinik, für das man einen Voucher kaufen muss, ist sehr langsam. Aber so lange ich hier an der Homepage weiterarbeiten kann, ist mir das egal. Dann sitze ich halt im Gruppenraum, tippe, während andere fernsehen.

Der Empfang war sehr freundlich, die Co-Therapeutinnen (so werden die Schwestern hier genannt) humorvoll, meine Therapeutin und Ärztin vom letzten Mal habe ich wieder… Sehr gut. Die erkannten mich sogar wieder!

Einen Unterschied gibt es gegenüber dem letzten Mal, außer dass wir uns hier jetzt maskenfrei bewegen können: In einigen Fluren liegen Stromkabel. Mein Chauffeur zur Klinik erzählte mir, dass es vor einigen Wochen einen Brand gab. Eine Meldung darüber im Presseportal der Polizei Rheinland-Pfalz: Brand in Klinikgebäude

Die Zimmer hier sind sehr schön. Und das Mittagsessen schmeckte richtig gut: Waldpilzcremesuppe, dann Reis mit Gemüse, schärfer gewürzt. Zum Nachtisch gab es einen gefüllten Kreppel. Nee, keinen Krapfen oder Berliner, ich futtere Kreppel! 😉

Und nun verabschiede ich mich, denn morgen startet mein Reha-Programm richtig. Ein Glück – die ganzen Einführungsveranstaltungen muss ich nicht mehr durchziehen, nur einen Teil.

Früher war alles…

Früher war alles angeblich besser. War es das wirklich? Wie sahen denn der Zusammenhalt aus, die gegenseitige Hilfe, der gegenseitige Respekt usw.?

Früher hielten alle zusammen

Ich weiß nicht, von welchem „früher“ die Rede ist, oder aus wessen Sicht.
Aus meiner Sicht war es bei meinem Früher, als ich in einem Dorf aufwuchs, nicht immer besser. Mein „Baujahr“: 1975.

Richtig, wir bemalten noch die Straße mit Kreide und es kam keine Polizei. Oh ja, wir spielten viel draußen.
Hier sehe ich klare Vorteile gegenüber den Spätergeborenen, die vieles nicht mehr dürfen und es gar nicht kennenlernen, dass draußen überhaupt gespielt werden darf. Ich bin mir auch sicher, dass die Erwachsenen früher von unserem Lärm genauso genervt waren. Vieles wurde mit „Es sind halt Kinder.“ und einem Achselzucken erledigt.

Andererseits lernten bereits wir, dass wir nicht mit Fremden sprechen sollen. „Nimm keine Süßigkeiten von Fremden an!“

Wir lernten, dass Erwachsene Recht haben. Das galt scheinbar auch bei der Grundschullehrerin, die ich in der ersten Klasse hatte, und die ohrfeigte oder den Hintern versohlte. Allgemein erhielten wir zwar nicht die Prügel, die unsere Eltern ertragen mussten, aber dass gar nicht geschlagen wurde? Eher eine Ausnahmeerscheinung.

Zusammenhalt? Bei der Gerüchteküche gab es den.
Eines der Gerüchte im Dorf lautete: „Die ist von der Schule geflogen.“ Seltsam, dass weder meine Eltern, ich oder meine Schule das wussten. Mein Bruder war plötzlich angeblich ein Drogenhändler. Das mag zwar für die Tratschtanten und -onkel amüsant sein, aber in manchen Fällen geht es bereits in Rufmord über und kann den betreffenden Person schaden.

Der Zusammenhalt bestand selbstverständlich gegen alle Fremde, gegen alle, die ausscheren wollten oder anders waren. Neid begünstigte ebenso das Zusammenhalten.
Damit es immer genug Neuigkeiten gab oder gleich klar war, wer hier nicht (mehr) dazugehörte, dafür sorgten die Fenstergucker. Gehe durchs Dorf und beobachte einfach nur die wackelnden Vorhänge. In manchen Dörfern scheint es immer noch so zu sein.

Früher war alles besser – als Frau?

„Wenn der besoffen ist, grabscht er die jungen Mädels an. Vollkommen normal.“
„Stell dich doch nicht so an. Dummer Sprüche sind normal.“
„Wenn die so rumläuft, dann muss sie sich nicht wundern, wenn sie irgendwann vergewaltigt wird.“

Und so weiter… Mein Früher definierte vieles noch als normal, was heute glücklicherweise die Ausnahme ist. Als Teenager und Jugendliche erlebte ich es sehr oft, dass sich irgendwelche Typen im dicht gedrängten Bus an mir rieben. Eklig! Ab und an rutschte mir, natürlich ganz aus Versehen, der Ellenbogen aus. Bei wem hätte ich mich denn auch beschweren können? Außerdem war es mir peinlich. Mir! Dabei lief ich nicht einmal mit einem Minirock herum.

Ein Glück, in meinem Früher wurde mir nicht dir höhere Schulbildung oder eine Ausbildung verwehrt, weil ich „nur ein Mädchen“ bin. Doch in der Oberstufe lernte ich ein Mädchen kennen, das tatsächlich diesen Kampf noch ausfechten musste. Ich brauche auch keinen Mann, der mir erlaubt, dass ich arbeiten gehen darf. 1977 wurde das Gesetz geändert.

Bei all dem Fortschritt der 1970er und 1980er sollten gerade wir Frauen uns klar machen, dass die Gleichberechtigung, die ständigen „selbstverständlichen“ Belästigungen, Schuldzuweisungen etc. in diesen Jahren erst allmählich überdacht wurden.

Was wir heute kennen, ist also noch gar nicht so lange Alltag.
Bei diesem Punkt fällt mein Urteil also so aus: Heute ist es als Frau besser!

Früher wären wir psychisch Erkrankten „Irre“ gewesen

…und würden vielleicht längst nicht mehr leben, weil uns eine der Behandlungsmethoden umgebracht hätte oder, in der NS-Zeit, wir vergast worden wären.

Eine der Behandlungsmethoden war die Lobotomie, in den USA führte Walter Freeman etliche durch, über den Geo kompakt schrieb. Obwohl nicht klar war, wie genau das Gehirn funktionierte, wurde daran herum“operiert“. Kaum vorstellbar, oder? Das war jedoch nicht die einzige kuriose Behandlungsmethode.

Im Phillipshospital in Riedstadt, Kreis Groß-Gerau, ist ein Psychiatrie-Museum und der Artikel in der Welt verspricht zumindest einen interessanten Ausflug. Seit 1535 kümmert man sich dort um psychisch erkrankte Menschen, dementsprechend umfangreich sind die Unterlagen und Instrumente.
Während der NS-Zeit starben viele der Patienten in der Tötungsanstalt Hadamar.

Auch das Landeskrankenhaus Alzey, in dem ich Ende 2021 bis Januar 2022 behandelt wurde, beschäftigt sich mit seiner NS-Vergangenheit. Auf dem Gelände ist ein Mahnmal mit zahlreichen Namen. Der Mord an 453 Menschen, 229 Zwangssterilisationen und die Deportation vieler weiterer alleine dort verdeutlicht, dass in diesem Früher nichts besser war.

Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. spricht von mindestens 250.000 Ermordeten und von bis zu 400.000 Zwangssterilisationen.

Mit meiner Depression, die immer wieder auch mit schweren Episoden daherkommt, wäre ich vielleicht kein Euthanasieopfer geworden, weil ich ja immer noch etwas „Kontrolle“ habe. Trotzdem…

Im mittelalterlichen Europa wäre ich vermutlich auf dem Scheiterhaufen gelandet, da die „Wahnsinnigen“ gerne als von Teufel und Dämonen besessene Menschen eingestuft wurden. Diese wurden verbrannt, bevor sie andere anstecken konnten.
Oder der Dämon überspringen kann? Aber ist es dem nicht zu heiß auf einem Scheiterhaufen? Springt er dann nicht einfach zu einem der Umherstehenden? Oder sind Dämonen hitzebeständig? Dann verstehe ich jedoch nicht den Sinn einer Verbrennung. Ich habe null Ahnung von sowas.

So oder so: Das Heute gewinnt einmal mehr.

Heute ist besser als früher

„Früher war alles besser“, das sagten sogar die Leute über das Dritte Reich und den Krieg. Oder über die Nachkriegszeit. Heute jammern viele immer noch mit den gleichen Worten.

Was alles heute zum Beispiel besser ist:

  • Kalter Krieg? Geteiltes Deutschland? Erinnert sich noch jemand?
  • Die Leute sind weniger angriffslustig, zumindest körperlich. Wie oft gab es Schlägereien? Jährlich findet in Bad Kreuznach der Jahrmarkt statt. Ich habe den Eindruck, dass auch dort die Schlägereien nachgelassen haben.
  • Die Statistik der Mordopfer in Deutschland ist gesunken. Allgemein sinkt die Kriminalität. Eine der Studien dazu und des falschen Gefühls betreute Prof. Dr. Thomas Feltes, Professor für Kriminologie.
  • Als Vegetarierin weiß ich, dass heute ein Gastronomiebesuch nicht mehr in Salat oder Pommes endet, weil das Gemüse bis zur Unkenntlichkeit zerkocht wurde.
  • Verlaufen? Autopanne? Überhaupt Hilfe holen? Ist heute einfacher dank mobiler Telefone, GPS etc. Klar, außer da ist ein Funkloch. Die Telefonzellen waren früher nicht überall – und wie oft fehlten im Notfall die Groschen dafür oder das Telefon war defekt?
  • Die Aufmerksamkeit, was eine sexuelle Belästigung oder was Diskriminierung ist. Das war doch früher sowas von „normal“ und die Betroffenen blieben alleine zurück mit ihren Sorgen und negativen Erfahrungen. Hier ist noch viel zu tun, aber wir sind auf einem guten Weg.
  • Auf einem viel zu langsamen Weg: Klimaschutz. Hier muss ich jedoch auch an das Waldsterben in den 1980ern denken oder an die Berichte über den tödlichen Smog 1952 in London.
  • der medizinische Fortschritt
  • Viele Seuchen sind mittlerweile heilbar.
  • all die wissenschaftliche Erkenntnisse, zum Beispiel über das Gehirn
  • Per Internet haben wir mittlerweile Zugang zu einem immensen Wissen.
  • Es ist leichter mit weit entfernten Personen in Kontakt zu bleiben.
  • und und und

…zum Schluss

Wieso wird da ständig verklärt? Blenden wir Menschen so sehr die negativen Erfahrungen aus? Oder sind wir so wenig anpassungsfähig?
Früher war alles anders stimmt ja wohl mehr!

Und was das Beklagen über Internet, Smartphones & co betrifft:
Wie viele Volldeppen bauten damals einen Unfall weil sie mitten während der Fahrt eine Kassette suchten? Wie viele Idioten hätten auch früher genügend Möglichkeiten gefunden, sich wichtig zu tun und ihre Zeit mit sonstwas zu verbringen?

Es ist unsere Entscheidung, wie wir was nutzen und wie wir damit umgehen. Früher und auch heute müssen wir dafür selbst die Verantwortung tragen, das hat sich nicht geändert.

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