Immer wieder taucht diese Diskussion auf: Soll man bei Depressionen Antidepressiva nehmen? Bringt das was? Schaden Antidepressiva eher? Was ist mit den Nebenwirkungen oder einer möglichen Abhängigkeit? Verändern sie die Persönlichkeit? Antidepressiva – ja oder nein?
Wie soll ich mich entscheiden?
Viele Fragen bei Antidepressiva
Auf der Apotheken-Umschau werden diese Fragen kurz beantwortet:
Bei leichten Depressionen wurde keine Verbesserung festgestellt. Für mich ist das ein guter Grund, bei einer leichten Depression darauf zu verzichten, und erst ab mittelschweren mir überhaupt diese Frage zu stellen.
Kritisch sehe ich den Punkt, dass die Medikamente erst einmal sehr lange genommen werden müssen, bis sie wirken – wenn sie wirken. Meist dauert es drei bis vier Wochen, bis auch der / die behandelnde Psychiater*in bereit ist, ein anderes bei Nichtwirkung auszuprobieren. Obwohl doch bessere Erfolge schon nach einem Wechsel nach zwei Wochen festgestellt wurden (siehe hier).
Die Nebenwirkungen dagegen kommen rasant. Ich „testete“ zwei der sogeannten „Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer“ (SSRI), die unter Anderem für mehr Antrieb sorgen sollten. Jeder Mensch reagiert anders auf diese Medikamente, daher gibt es kein „das Heilmittel für alle“.
Kritisch: Eine Nebenwirkung, der gesteigerte Antrieb, kann gerade in der Anfangszeit sogar für eine erhöhte Suizidrate sorgen!
Daher finde ich es verantwortungslos, nachdem ich nun mehr weiß, wenn Menschen ohne weitere Aufklärung einfach so mal einen SSRI verschrieben bekommen und dann nach Hause geschickt werden. Mehr Nachsorge, mehr Information, bitte! Am besten ist es vermutlich, wenn der/ die Betroffene in einer (Tages-)Klinik ist oder wenigstens einen professionellen Notfallkontakt hat, der auch mitten in der Nacht oder an den Wochenenden da ist.
Antidepressiva machen nicht abhängig?
Antidepressiva machen nicht abhängig, sollten jedoch „ausgeschlichen“ werden. Heißt: nach und nach die Dosis verringern. Warum? Weil sonst Wirkungen wie Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Rückfälle etc. auftreten können.
Ich bin Laie. Ich kann den Unterschied zwischen dem und einer Abhängigkeit nicht erklären, zumal ich auch Beiträge von Betroffenen las, die für mich nach Entzugserscheinungen klangen, und die oft mit „darum nehme ich XXX wieder“ endeten.
Mir fällt nur der Unterschied ein, dass bei einer Sucht gewöhnlich die Dosis immer weiter gesteigert werden muss, damit man etwas davon merkt. Das ist bei einem Antidepressivum nicht der Fall. (Wenn man überhaupt etwas davon merkt.)
Verändern Antidepressiva die Persönlichkeit?
Das ist mir weder bei mir noch bei anderen aufgefallen. Antidepressiva berauschen nicht und lösen kein „muss ich unbedingt haben“ aus.
Vielleicht kann es jedoch durch die Nebenwirkungen zu Veränderungen des Verhaltens kommen. Plötzliche (für die Außenwelt) Suizidhandlungen oder Selbstverletzungen durch den Antrieb wirken befremdlich, ein Libidoverlust bei einem Partner / einer Partnerin kann viel ausmachen…
Und wie schnell sind wir Menschen dann dabei, von einer Sache auf alles zu schließen?
Meine Erfahrungen
Wie bereits erwähnt wirken die Antidepressiva bei jedem unterschiedlich, daher ist meine Erfahrung nur MEINE Erfahrung!
Das erste Antidepressivum, ein SSRI namens „Citalopram“, verschrieb mir meine Hausärztin. Wirkung bei mir, bereits nach der ersten Einnahme: gnadenlose Müdigkeit. Ich hätte schwören können, dass ich ein Schlafmittel genommen habe, denn nach einer halben Stunde ging nichts mehr. Diese Wirkung blieb, daher nahm ich nach einigen Tagen dieses Medikament nur noch vorm Schlafengehen.
Laut meiner Hausärztin war das aber Blödsinn, denn Citalopram sollte den Antrieb steigern. Die Müdigkeit, das wäre von der Depression. Und die andere Nebenwirkungen, zum Beispiel der trockene Mund oder das Problem, dass ich nicht mehr kommen konnte, die interessierten eh nicht. Depressive brauchen wohl keine kleine Freuden…? Oder nur depressive Frauen keine?
Irgendwann schlich ich einfach Citalopram aus, denn mir half es kein Bisschen, aber die Nebenwirkungen störten mich gewaltig.
In Alzey bekam ich dann Sertralin, ebenfalls ein SSRI. Hier bemerkte und bemerke ich (aktuell nehme ich noch Sertralin) nur eine Nebenwirkung: verminderte Libido und wenn ich dann mal Lust habe, brauche ich viel länger, um zu kommen. Meist will ich aber eh nicht. Der Mund ist zwar ebenfalls trockener, aber nicht so gravierend wie bei Citalopram.
Positive Wirkungen? Die bezweifele ich.
Mein Fazit – für mich
Mir halfen und helfen die Therapien und Gruppengespräche eindeutig, mir half es, aus dem Alltag auszusteigen (Klinik) oder zu Hause zu sein… Ruhe zu haben.
Momentan nehme ich immer noch 150mg Sertralin pro Tag, weil meine Psychiaterin keinen Rückfall riskieren will, der durch das Ausschleichen kommen könnte. Und das, obwohl ich keine Verbesserung durch das Medikament feststellen konnte.
Ich weiß nicht, ob ich noch ein drittes Medikament ausprobieren würde.