Als ich aufgrund meiner Depression Ende 2021 / Anfang 2022 im Landeskrankenhaus Alzey war, stellte die dortige Sozialarbeiterin mit mir einen Antrag auf berufliche Rehabilitation (Reha).

Stationäre oder teilstationäre Reha

Beim Antrag hatte ich die Wahl zwischen einer stationären Reha, also alle Maßnahmen sowie Verpflegung und Übernachtung in einer Klinik, oder einer teilstationären. Da ich dachte, eine teilstationäre Reha wäre näher am Alltag und würde mir dadurch den Übergang zurück ins Berufsleben erleichtern, entschied ich mich für die teilstationäre Reha.

Meine Therapeutin, die ich nach dem Aufenthalt in Alzey hatte, vertrat hierzu eine andere Meinung. Sie arbeitete vorher in einer Reha-Klinik und machte dort die Erfahrung, dass die stationäre Reha für die Patienten besser geeignet ist. Stationär untergebrachte Patienten könnten sich voll auf die Reha einlassen. Sie gewinnen Abstand und können sich voll auf sich selbst sowie die Heilung konzentrieren. Außerdem schließen sie besser Kontakte, während teilstationär betreute Patienten eher außen vor sind.
Bei meiner Entscheidung kannte ich diese Argumente leider noch nicht.

Außerdem hatte ich bei meiner Entscheidung die Corona-Zeit nicht in meine Rechnung einbezogen: In der gewählten Klinik fanden keine teilstationäre Behandlungen statt. Leider erhielt ich keine Absage, sondern wurde nur vertröstet. Mitte Februar 2022, spätestens März hätte ich mit der Reha starten sollen. Als ich im Sommer immer noch keine Antwort hatte, meldete ich mich bei der Deutschen Rentenversicherung. Dort wurde mein Antrag auf stationär und nicht in der Nähe meines Wohnortes abgeänder. „Gleich um die Ecke“ wäre mir sehr seltsam vorgekommen. 😉

Und dann kam sogar ziemlich schnell ein Briefchen der neuen Klinik mit dem Aufnahmetermin.

Übergangsgeld bei der beruflichen Reha

Vor der Reha erhielt ich Krankengeld, während der Reha Übergangsgeld. Wenn bereits Krankengeld bezahlt wird, müssen die Formulare für die Berechnung von der Krankenkasse ausgefüllt werden und nicht dem Arbeitgeber. Und ja, Krankengeld ist weniger als das Gehalt und das Übergangsgeld noch weniger.

Andererseits entfallen das Kochen und Putzen, sinken Strom- und Wasserverbrauch etc., ist man stationär untergebracht. Bei einer teilstationären Unterbringung ist das dann wirklich schon eine ganz andere Hausnummer… Bei freier Wahl ist das also auch in dieser Hinsicht ein guter Grund für die stationäre berufliche Reha. Rechne ich dann die Depression ein, bei der Alltagstätigkeiten schwer fallen, kommt noch ein wichtiger Grund hinzu.

Einige Informationen über die Reha sowie das Übergangsgeld gibt es hier: Berufliche Reha und natürlich auf den Seiten der Deutschen Rentenversicherung. Hier speziell zum Übergangsgeld, wo es auch heißt: „Das Übergangsgeld beträgt für Versicherte ohne Kind 68 Prozent des letzten Nettoarbeitsentgelts, mit einem Kind mit Kindergeldanspruch 75 Prozent.“ Bei Fragen am besten direkt Kontakt mit der Deutschen Rentenversicherung aufnehmen. Die Warteschlange bei Anrufen ist zwar nervig, aber bis jetzt hatte ich nur freundliche Menschen am Telefon.

Unterbrechung bzw. Abbruch der Reha

Am 27.09.2022 war mein Aufnahmetag in der Celenus Parkklinik in Bad Bergzabern. Fünf Wochen hätt die Reha gedauert, bis zum 02.11.2022. Wenn da nicht schon wieder Corona (COVID-19) gewesen wäre. Schon bei meiner Ankunft gab es immer wieder Reha-Abbrüche aufgrund des Virus‘, das trotz Masken, massig Desinfektionsmittel, Lüften etc. fröhlich die Runde machte. Ich denke, beim Essen könnte ich mich angesteckt haben, denn das war ja eine der wenigen Momente ohne Maske.

Am Abend des 08.10. suchte ich die Nachtschwester auf, da ich Halsschmerzen hatte. Sie beruhigte mich, ich solle erst einmal schauen, wie es am nächsten Morgen aussähe. Doch am 09.10. war es dann so weit: Halsschmerzen, gleich zur Schwester, die mit der medizinischen Versorgung beschäftigt war – Test… Positiv. Quarantäne. Den Rest des Tages verbrachte ich dann alleine im Zimmer, bis ich abgeholt wurde und heim kam.

Eines muss ich den netten Schwestern und Ärzt*innen aber lassen: Sie untersuchten, verpflegten und klärten mich auf, was nun zu tun ist. Ich erhielt einen kurzen Entlassungsbericht mit dem Hinweis, ein ausführlicherer ginge an meine Hausärztin in einigen Tagen raus (war auch so). Außerdem wurde mir ein Kurzantrag in die Hand gedrückt, den ich dann mit einer kurzen „ist wieder rehafähig“-Bestätigung meiner Hausärztin, sobald die Infektion überstanden ist, an die Deutsche Rentenversicherung sollte.

Montags rief mich sogar die Therapeutin der Reha an und erkundigte sich, wie es mir geht, gerade auch psychisch. Total lieb! Naja, man hörte es an meiner Stimme, dass gar nichts ging, denn die war fast weg. Corona erwischte mich wie ein heftiger grippaler Infekt, glücklicherweise jedoch ohne Atembeschwerden, dafür jedoch länger anhaltend. Und die bleierne Müdigkeit hielt noch wochenlang an… Teils ist sie immer noch nicht ganz weg – und wir haben heute den 31.03.2023! Vielleicht verstehen und ergänzen sich meine Depression und das Virus auch einfach nur hervorragend.

Nach dem Kurzantrag zur Reha

Die Deutsche Rentenversicherung bearbeitete den Antrag zur Reha sehr schnell. Ich erhielt ein Schreiben mit einer erneuten Bewilligung von fünf Wochen Reha in der gleichen Klinik. Von der Celenus Klinik würde ich Bescheid bekommen, wann es weiter ginge.

Vielleicht lag es an all den anderen Corona-„Fällen“, die nach dem Abbruch ebenfalls ihre Reha fortsetzen durften und sollten, aber dieses Mal dauerte es deutlich länger, bis ich einen neuen Aufnahmetermin bekam.

Am 04.04.2023 geht es los. Danach werde ich genauer berichten, was so alles in einer Rehalos ist. Bisher habe ich ja lediglich die Einführung erlebt.

Hin- und Rückfahrt zur beruflichen Reha

Die Fahrtkosten werden übernommen – aber natürlich muss dafür rechtzeitig der Antrag gestellt werden. Die Formulare liegen (so wie die zum Übergangsgeld) bei der Bestätigung der Reha bei.

Beim ersten Anlauf bestand mein Papa darauf, mich zu fahren. Wenn ich mir überlege, dass er wie ich ein Nachtmensch ist, dann ist das schon ein heftiger Liebesbeweis. 🙂 Er und meine Stiefmutter brachten mich, bei der überstürzten Abreise holte mich ein sehr guter Freund. Er ist geimpft geboostert und genesen, was die Wahrscheinlichkeit, dass ich ihn anstecke, verringerte. (Danke nochmal, Johannes!)

Dieses Mal fahre ich mit der Bahn. Was ich total angenehm finde: Ich konnte das Formular ausfüllen und per Fax an die Deutsche Bahn senden (…dank Smartphone-App – wer hat denn heute noch ein Faxgerät?). Innerhalb von drei Tagen hatte ich bereits die Tickets vorliegen und die Info, wann mein Gepäck geholt wird, denn die Bahn bietet einen Gepäckservice, fährt man mit ihr. Für Rehaleute ein Service, der inklusive ist. Mal schauen, ob ich das am nächsten Dienstag immer noch als Luxus ansehe.

Gepäckabholung bei Fahrt mit der Bahn

Nachtrag.
Okay, gerade nicht – habe nachgesehen, denn bisher klingelte keiner hier und das Zeitfenster ist nun abgelaufen. Angeblich hätte man mich um 12:36 Uhr nicht angetroffen.
Bitte????? Hallo Hermes, ich bin da! Ihr müsst auch klingeln!!!
Und ja, meine Klingel funktioniert einwandfrei. Zumindest war das die letzten Tage und vorhin noch der Fall.

Aha, Hotline für den DB-Gepäckservice von Hermes: 040 593551236. Dann schauen wir doch mal, was das Gespräch nach der Warteschleife bringt.
Ja, das verlief (hoffentlich) hilfreich. Die freundliche Dame gibt dem Fahrer Bescheid, dass ich sogar den ganzen Tag zuhause bin und er bitte vorbeikommen soll. Vielleicht lag es ja an dem Zeitdruck, den die Fahrer haben – mich stresst es trotzdem etwas.

……….uuuund?
Der Fahrer war gerade da. Durchatmen.

P.P.S.: Dafür funktionierte es bei der Abholung in der Klinik und der Anlieferung bei mir zuhause einwandfrei.